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Winterzeit – Erkältungszeit? Husten und Pferde

13. Februar 2017, in Reportagen

Nicht nur Menschen, auch Pferde leiden im Winter immer wieder unter Husten. Erkältungen oder Bronchitis, aber auch allergisch bedingter Husten machen sich häufig in der kalten Jahreszeit bemerkbar. Ein paar Anmerkungen, woher die jeweilige Erkrankung herrühren kann, was zur Vorbeugung dient und was zu tun ist, wenn sie bereits aufgetreten ist.

Vorsorge im Stall
Grund für das vermehrte Auftreten von Atemwegserkrankungen in der kalten Jahreszeit ist bei Weitem nicht nur die Kälte. Pferde können zwar durch vermehrtes Schwitzen, durch Zugluft und durch uneingedecktes Herumstehen nach dem Ritt in geschorenem Zustand durchaus ebenfalls empfindlicher gegenüber Atemwegserkrankungen werden, ein weiterer Grund liegt allerdings in der Haltung bedingt.

Im Winter gilt für viele Pferde: Stallhaltung ohne Ausgang, es sei denn zum Reiten. Wichtig ist jedoch, dass jedes Pferd täglich mindestens eine halbe bis eine Stunde an die frische Luft kommt, sofern nicht gerade ein Schneesturm tobt oder sich sintflutartige Regenfälle ergießen. Kälte macht dem Pferd wenig aus, seine Wohlfühltemperatur liegt bei um die 5°C.

Zur Gesunderhaltung im Winter tragen bei:

  • eine helle, luftige Box
  • nicht zu trockene Luft in den Stallungen, die Stallgasse sollte vor dem Fegen angefeuchtet werden
  • Hygiene in den Stallungen, da so die übermäßige Aufstauung von Gasen wie vor allem Ammoniak vermieden wird, auch haben so Pilzsporen weniger Chancen. Die tägliche Säuberung der Box ist Pflicht!
  • Die Qualität des Heus und der Einstreu ist entscheidend! In beidem sollte selbstverständlich kein Schimmel vorhanden sein (dann muss es sofort entsorgt werden!), auch die Staubbildung sollte so gering wie möglich sein. Heu und Kraftfutter kann durch leichtes Anfeuchten beim Fressen weniger stauben.
  • Bei allergie-bedingtem Husten statt Stroh Einstreu-Alternativen wie Hanf, Pellets oder Späne nutzen.
  • So viel Sonnenlicht wie möglich beeinflusst das Immunsystem positiv! Deshalb, wann immer möglich, nach draußen und dem Pferd auch sonst eine Außen- oder besser noch Paddockbox bieten.

Vorsorge beim Reiten
Zur Vorsorge gehört richtiges Aufwärmen. Im Winter benötigen die Muskeln und Sehnen etwas länger, um tatsächlich auf „Betriebstemperatur“ zu kommen. Deshalb sollte das Pferd zunächst in der Halle oder auf dem Reitplatz ausgiebig im Schritt aufgewärmt werden bevor es ins Gelände geht. 20 Minuten sollten dafür mindestens einkalkuliert werden. 30 Minuten sind optimal.

Neben dem Aufwärmen ist es zur Gesunderhaltung des Pferdes ebenfalls wichtig, es auf keinen Fall zu sehr beim Reiten in der Kälte aufzuheizen. Gerade zum Ende des Rittes hin sollte es langsam trockengeritten werden. Während der letzten halben Stunde des Rittes sollte Schritt am langen Zügel geritten werden, damit das Pferd wieder entspannen und erholen kann und die Körpertemperatur in den normalen Bereich absinkt.

Nach dem Training sollte sofort eine Nierendecke parat liegen und aufgezogen werden. Dies gilt für Reithalle, Platz und auch für Ausritte beim Schrittreiten.

Bei einem längeren Winterritt ist eine Wolldecke sinnvoll, die man bei einer Pause oder langsamem Führen über die Kruppe legen kann, damit dieses nicht auskühlt.

Beim Absitzen noch verschwitzte Stellen sollten zunächst warm abgewaschen und unbedingt so schnell wie möglich mit einem Frotteehandtuch trockengerieben werden. Danach sollte das Pferd zur Gesunderhaltung eingedeckt werden bis es trocken ist. Geputzt werden sollte es erst nach dem Trocknen.

Warmes Futter, wie etwa Mash oder Tee, werden von Pferden in der kalten Jahreszeit zwar gerne aufgenommen, jedoch ist die vorbeugende bzw. positive Wirkung bei ausgebrochener Krankheit fraglich, da das Pferd einen völlig anderen Magen und Verdauungstrakt hat und daher auch Wärme anders verwertet.

Dennoch kann warmes Mash oder Tee den Appetit anregen, was bei einer Erkrankung positiv zu werten ist. Besonders wichtig im Winter sind regelmäßige Mahlzeiten, sodass immer ausreichend Energiezufuhr, die nun vermehrt benötigt wird, vorhanden ist.

Anzeichen einer Erkrankung

Die Anzeichen für eine Erkrankung der Atemwege sind

  • Fressunlust
  • Nasenausfluss (im ernsten Fällen auch blutig), der nicht wässrig, sondern schleimig aussieht und bei Befall des Atemtraktes mit Bakterien verfärbt ist.
  • Husten in Kombination mit, aber auch ohne Nasenausfluss
  • Husten, wenn Staubentwicklung eintritt
  • Geschwollene Lymphknoten im Bereich der Ganaschen als Zeichen der körpereigenen Abwehr
  • Schüttelfrost und Fieber, bzw. erhöhte Temperatur von mehr als 38.5°C
  • erhöhter Puls bis 50 oder 60
  • Leistungsabfall, Arbeitsunlust und Müdigkeit

Behandlung der Atemwegserkrankung
Wichtig ist in erster Linie viel Ruhe und dies über eine ausreichende Zeit hinweg. Wie lang das ist, sollte mit dem Tierarzt besprochen werden. Häufig werden Erkrankungen der Atemwege verschleppt, weil zu früh wieder mit dem Training begonnen wird.

Der Tierarzt bestimmt auch, welche Erkrankung genau vorliegt und leitet die nötige Therapie ein.

Eine sichere Entscheidung, um welche Erkrankung es sich handelt und wie schwer sie ausgebrochen ist, kann nur der Tierarzt treffen!

Häufig können schon pflanzliche Mittel in ausreichendem Maße helfen. Schwer erkrankte Pferde sollten vorsorglich isoliert werden, sodass die Stallgenossen nicht angesteckt werden.

  • Frische Luft, allerdings ohne Zugluft, ist jetzt besonders wichtig. Warm gehalten werden kann das Pferd gegebenenfalls mit einer Decke.
  • Auch Bewegung an der frischen Luft sollte bei Atemwegserkrankungen nicht vermieden werden. Im Schritt spazieren gehen tut immer gut, gegebenenfalls mit Decke (abhängig von Schur und Temperatur)
  • Inhalation mit Kamille, Pfefferminze, Thymian oder Eukalyptus-Öl ist auch bei Pferden ein probates Mittel, die Atemwegserkrankung zu bekämpfen. Zwei Mal täglich 15 Minuten sollten eingeplant werden. Genutzt werden kann dazu ein Eimer in der Futterkrippe, mit einem Badetuch über dem Kopf, am Halfter befestigt, funktioniert er noch besser, als wenn nur der Kopf über den Eimer geführt wird. Nicht jedes Pferd lässt dies jedoch mit sich machen. Zum Inhalieren kann man sich teils bei den Tierärzten ein Gerät leihen, bei einem großen Stall lohnt sich auch die Anschaffung. Bei diesen Geräten wird mit Kochsalz inhaliert.
  • Mit einer Kamillenlösung (Kamillentee oder Tropfen in warmen Wasser) können die Nüstern gereinigt werden.
  • Bei Kehlkopferkrankungen helfen feuchte, warme Wickel um die Kehlkopfregion.
  • Fieber kann mit feuchten Beinwickeln gesenkt werden.
  • Bei akutem Husten hilft ein Prießnitz-Verband, eine Schwitzpackung, bei der eine in kaltem Wasser getränkte Wolldecke oder Tuch fest um Brust und Genick gewickelt wird. Nächste Schicht ist eine wasserdichte Plastikplane. Darüber kommt eine Wolldecke. Nach zwei Stunden wird die Packung entfernt und das Pferd, welches nun verschwitzt ist, sofort trockengerieben.
  • Tees mit Heilkräutern wie Fenchel, Thymian, Eukalyptus, Spitzwegerich, Pfefferminze, Kamille, Eibisch, Isländisch Moos, Malve, Salbei oder Huflattich helfen ebenso.
  • Honig, Knoblauch und Apfelessig stärken zudem das Immunsystem, weshalb sie in geringen Mengen zugefüttert werden sollten, etwa ein TL Honig im Tee oder ein Schuss Apfelessig im Futter.
  • Mash mit Heilkräutern kann nicht nur den Appetit anregen, sondern durch die Kräuter auch helfen, den Schleim zu lösen.
  • Auch Bachblüten, Massagen und Akupressur können helfen, sowohl vorbeugend als auch behandelnd. Dazu sollte jedoch ein Experte befragt werden.

Text: Alexandra Koch