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CSIO-Präsidentin Nayla Stössel: „Ich freue mich, unsere Schweizer in Topform zu sehen.“

30. Mai 2016, in International, Springen

CSIO-Präsidentin Nayla Stössel über die letzten Vorbereitungen für den CSIO Schweiz St. Gallen, die Chancen der Schweizer Equipe am Nationenpreis, das geplante Rahmenprogramm und das Auftreiben von Sponsorengeldern.

pferdonline: Der CSIO Schweiz St. Gallen wird als Generalprobe für Rio bezeichnet. Verstehen auch Sie als Präsidentin Ihr Turnier als Vorrunde für die Olympiade?
Nayla Stössel: Ja, das ist so gegeben, weil wir als internationaler Concours der Schweiz einer der letzten Fünfsterne-Turniere in der Agenda sind. Das erzeugt weltweit eine grosse Aufmerksamkeit, was natürlich Freude macht.

Welche Bedeutung hat gerade der Nationenpreis in diesem Zusammenhang?
Die Schweizer Equipe hat das Glück, sich durch die Bronzemedaille an der EM in Aachen schon für Olympia qualifiziert zu haben. Aber der Nationenpreis ist als Teamwettbewerb natürlich die Hauptrobe vor Olympia, als Equipe aufzutreten und zu überprüfen, ob Reiter und Pferde in Form sind. Es ist spürbar, dass die Equipen und Verbände dem Preis ein grosses Gewicht verleihen.

Equipenchef Andy Kistler hat für das Schweizer Team Steve Guerdat, Romain Duguet, Paul Estermann, Martin Fuchs und Janika Sprunger gewählt – rechnen Sie damit, dass das gleiche Team auch in Rio auftreten wird?
Das muss nicht unbedingt sein. Die Schweiz ist noch mit einer Longlist unterwegs. Wer wirklich starten wird, kommt sicher darauf an, wie fit insbesondere die Pferde sein werden. Wobei sie ja eine wirklich gute und von langer Hand geplante Vorbereitung hatten und somit für eine Abreise nach Brasilien alle in Form sein sollten.

Von den fünf Auserwählten dürfen am Nationenpreis nur vier starten. Auf wen der fünf setzen Sie?
Ich glaube, jede Kombination darf uns guten Mutes stimmen. Es handelt sich schliesslich um die Mannschaft aus Aachen plus den Olympiasieger und es herrscht eine gute Stimmung unter den Reitern. Deshalb möchte ich mich nicht auf jemanden festlegen, der nicht starten sollte.

Welche Chancen rechnen Sie dem Schweizer Team aus, im Nationenpreis zu siegen, insbesondere gegen den 19-fachen Schweizer-Nationenpreis-Sieger Deutschland?
Es wäre natürlich super, wenn es die Schweizer auf das oberste Treppchen schaffen würden. Das letzte Mal ist ihnen das in St. Gallen vor 20 Jahren gelungen, sonst waren sie oft auf dem zweiten Platz. Ich schmunzle dann immer und sage, wir müssen das jetzt mal knacken. Aber natürlich haben wir andere tolle Teams am Start. Deutschland ist mit einer starken Mannschaft bei uns, aber auch Belgien, Frankreich und Irland. Wobei die Schweiz allein durch die Tatsache, dass sie am Heimturnier startet, ev. einen mentalen Vorteil und somit sicher gute Chancen hat, zumindest unter die ersten drei zu kommen.

Auf der CSIO-Webseite läuft ein Countdown mit Sekundenticker bis zum Start des Turniers, die letzten Vorbereitungen dürften also gerade laufen. Was steht schon und was bereitet Ihnen noch Kopfschmerzen?
Im Moment bereitet mir zum Glück nichts Kopfschmerzen. Es steht eigentlich schon alles, vor allem die mobilen Bauten. Es ist natürlich noch viel Kleinarbeit im Innenausbau zu tun. Aber wir sind auf Kurs und liegen im Zeitplan. Wobei man natürlich bis zum Schluss flexibel sein muss – Plan und Realität sind ja bekanntlich zwei Paar Schuhe.

Dieses Jahr werden am CSIO St. Gallen wieder gut 700’000 Franken an Preisgeldern ausgeschüttet. Fiel es Ihnen leicht, die Sponsorengelder aufzutreiben?
Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir langjährige Partner haben, was nicht selbstverständlich ist. Sich um gute Beziehungen zu kümmern, ist mit viel Aufwand verbunden. Ausserdem spielen die Dynamiken der Weltwirtschaft jeweils eine grosse Rolle. Letztlich ist es ein Mosaik aus grossen substanziellen Partnerschaften, einem breiten Feld aus mittelgrossen Partnern, wie ortsansässigen KMU, bis hin zu unserem Gönnerclub, der uns auch unterstützt. Leicht ist die Arbeit in keinem Jahr, das muss sie aber auch nicht sein.

Letztes Jahr sorgte für Schlagzeilen, dass in den Stallungen ein Hengst aus seiner Boxe ausbrechen und zu einer Stute gelangen konnte – wie versuchen Sie dieses Jahr sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert?
Dies ist ein laufender Prozess, deshalb kann ich das Thema nicht kommentieren. Was ich aber sagen kann: Wir sind regelkonform und setzen immer alles daran, dass derartige Vorfälle nicht passieren.

Sie sind jetzt zum vierten Mal Präsidentin des CSIO, haben zuvor auch schon ihren Vater in der Rolle unterstützt. Erwartet die Besucher dieses Jahr etwas Neues im Unterschied zu den letzten Jahren?
Im Sportbereich haben wir dieses Jahr nichts verändert, wir haben ja erst letztes Jahr zwei neue Prüfungen eingeführt: die Generation Team Trophy, wo beim Zweier-Equipenspringen mit einem Schweizer Nachwuchsreiter zusammen mit einem internationalen Reiter als Team angetreten wird und das sogenannte „Paddock Golf“, wo wir Golf mit dem Springsport kombinieren, was sehr unterhaltsam ist. Am Event bieten wir dieses Jahr neu zum Beispiel ein Zmorge-Picknick am Sonntag an. Zuschauer können im Panoramarestaurant Frühstücksboxen mit Decken beziehen und miterleben, wie alles für den Tag vorbereitet wird, zum Beispiel den Parcoursbau. Den Samstagabend gestalten wir mit der CSIO Party, dieses Jahr ganz im Zeichen von Rio, ebenfalls neu.

Zu guter Letzt: Worauf freuen Sie persönlich sich dieses Jahr am meisten?
Ich freue mich jedes Jahr wahnsinnig auf den Nationenpreis. Das ist mein persönliches Highlight, was ich aber glaube ich mit vielen teile. Der Nationenpreis ist eine wirklich schöne Prüfung mit feierlichen Charakter. Ich freue mich, unsere Schweizer hoffentlich in Topform zu sehen und sie von unserer Seite aus mit einem tollen Publikum in St. Gallen für Rio vorzubereiten.

Interview: Ann-Kathrin Schäfer
Foto: Bobo Rüedi

Der Nationenpreis wird wie folgt im Schweizer Fernsehen übertragen:

Freitag, 3. Juni 2016 | 14.25 Uhr Nationenpreis, 1. Durchgang SRF info | 16.00 Uhr Nationenpreis, 2. Durchgang SRF info

Sonntag, 5. Juni 2016 | 14.55 Uhr Grosser Preis, 1. Durchgang SRF info | 17.00 Uhr Final-Durchgang SRF info