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WEG 2014 Springen – Thomas Fuchs: "Wenn alles zusammenpasst…" Das Interview zum Start der Springreiter.

1. September 2014, in Springen, WEG Normandie

Der ehemalige Spitzenreiter Thomas Fuchs aus Bietenholz begleitet die Schweizer Springreiter als technischer Coach an den Weltreiterspielen in der Normandie. Der erfahrene Zürcher Trainer, ein international anerkannter Kenner der Szene, ist von seiner Equipe überzeugt: „Es sieht gut aus. Pferde und Reiter sind gesund und in Form. Und wenn alles zusammenpasst…“.

Hier hält der Privat-Trainer von Olympiasieger Steve Guerdat und von WM-Kandidat Romain Duguet für einen Moment inne. Der dreifache Team-Europameister, der mit Major vor genau 20 Jahren an der WEG in Den Haag zusammen mit Bruder Markus Fuchs, Stefan Lauber und Lesley McNaught mit Team-Bronze für die bislang einzige Schweizer Springreiter-Medaille an Weltmeisterschaften erkämpfte, hat seine Schützlinge während eines viertägigen Trainingslagers in Oensingen genau beboachtet.

Was trauen Sie den Schweizer Springreitern an der WM in Caen zu?
Thomas Fuchs: „Wir waren die ganze Saison hindurch parat. Geklappt hat es aber in den Nationenpreisen nur zum Saisonstart bei unserem Sieg in Lummen. Das Potenzial von Reitern und Pferden für Spitzenplatzierungen ist vorhanden. Die Stimmung im Team ist ausgezeichnet. Wir haben kein Theater wie die Belgier. Wenn alles zusammenpasst, wir auch einmal Nullfehlerritte vorweisen können und das Glück uns beiseite steht, können wir einiges erreichen.“

Was konkret sind denn die Ziele?
„Ich möchte behaupten, dass die Qualität unserer Pferde noch nie so gut für eine WM war. Ein Platz unter den Top Fünf und damit die vorzeitige Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio ist mit der Mannschaft realistisch. Und wenn man so weit vorne rangiert, sind auch Medaillen möglich.“

Wem trauen Sie diese zu?
„Wir haben mit Pius Schwizer und Steve Guerdat zwei äusserst erfahrene und nervenstarke Reiter in unserer Equipe. Pius‘ Toulago wird immer besser und beständiger und die Klasse von Steves Nino ist unbestritten. An einem guten Tag braucht er keine Gegner zu fürchten. Und je mehr Steve unter Druck ist, desto besser reitet er. Wer nicht mit Druck umgehen kann, ist ohnehin kein Spitzensportler. Mit Druck muss man umgehen können.“

An Europameisterschaften sammelten die Schweizer Reiter in den letzten drei Jahrzehnten wiederholt Medaillen. An der WM bislang nur eine einzige, die bronzene 1994. Haben Sie eine Erklärung hierfür?
„Ich weiss es nicht. Die Parcours an Weltmeisterschaften sind jeweils nicht schwieriger gebaut als an Europameisterschaften. Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, die Spitze ist breiter geworden. Aber Ausreden sind das nicht. Ebenso ist mir die Unkonstanz unserer Equipe in den Nationenpreisen in der diesjährigen Spitzenliga unerklärlich. Es hat einfach jeweils am Tag x nicht gepasst. Vielleicht lagen Managementfehler zugrunde oder vereinzelte Reiterfehler. Wie schnell fällt mal eine Stange und man ist weg vom Fenster.“

Auch die Verweigerungen, jüngst von Paul Estermanns Castlefield Eclipse und selbst von Guerdats Nino des Buissonnets in Aachen gaben zu denken.
„Vielleicht haben wir uns beim einen oder anderen Reiterpaar etwas vermanagt. Jedes Pferd ist anders und die Interessen der Reiter, Besitzer und Verantwortlichen oftmals verschieden. Da gilt es, sich noch besser abzusprechen und zu koordinieren. Ninos vereinzelte Stopps sehe ich nicht so eng. Das kann vorkommen. Ein Pferd ist auch ein Lebenwesen mit eigenem Charakter. Und Nino ist ein spezielles Phänomen.“

Interview: Peter Wyrsch
Bild: Thomas Fuchs / Foto: Valeria Streun (es ist nicht strikte verboten dieses Bild herunterzuladen)