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WEG 2014 – Schweizer Start total missglückt

2. September 2014, in Springen, WEG Normandie

Den Schweizer Springreitern ist der Start zu den WM-Titelkämpfen in Caen total missglückt. Mit total 15,80 Punkten nimmt die Schweiz nach dem Jagdspringen in Caen den ernüchternden 18. Zwischenrang im Feld der 33 Equipen ein. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016 ist in weite Ferne gerückt.

In der Mannschaftswertung führt vor dem ersten Nationenpreis-Umgang am Mittwoch Frankreich vor Schweden, den USA und WM-Titelverteidiger Deutschland. Die Schweiz kann die Olympia-Qualifikation, die den fünf besten Mannschaften offensteht, wohl vergessen. Erinnerungen an Lexington vor vier Jahren wurden wach, wo die Schweizer Equipe nach dem Jagdspringen Rang 13 einnahm und auch am Schluss nicht über den 13. Platz hinauskam. Bereits weist die Schweiz über drei Stangenfehler Rückstand auf die führenden Franzosen auf, die zur Freude der 13’000 Zuschauer im Stade Michel d’Ornano überragten. Auf Rang 5, den derzeit Holland einnimmt, beträgt der Rückstand 10,97 Punkte, das sind über zwei Abwürfe.

„Wir haben uns den ersten Tag ganz anders vorgestellt. Es lief von A bis Z in die falsche Richtung. Nichts passte zusammen. Das ist bitter“, fasste der Schweizer Equipenchef Andy Kistler enttäuscht zusammen. „Im Nationenpreis wollen wir uns rehabiltieren. So abgeschlagen fahren wir nicht nach Hause.“

Als 50. bester Schweizer

Bester Schweizer als 50. des Einzelklassements ist Paul Estermann auf Castlefield Eclipse. Der Luzerner verschätzte sich mit seiner „Milly“ am vierten Hindernis mit einem Vorhandfehler am zweiten Oxer des Kurses. „Ich wollte eine flüssige Runde drehen, hatte aber wirklich einen Pechfehler“, haderte der Routinier. Als 144. und letztstartender des masslos enttäuschenden Schweizer Teams versagte auch Steve Guerdat. Sein Olympiasieger-Pferd Nino des Buissonnets blieb abermals, wie zuletzt im Nationenpreis in Aachen, stehen. Diesmal stoppte der eigenwillige Nino, der sonst sämtliche Klippen souverän übersprang, vor der Zweier-Planken-Kombination nach dem Wassergraben. „Solche Kombinationen sind ansonsten Ninos Spezialität“, sagte Guerdat kleinlaut. „Vielleicht habe ich den Wassergraben nicht ideal erwischt. Ich stehe vor einem Rätsel.“ Guerdats Schicksal beendete die Schweizer Misère am ersten Wettkampftag in der Normandie.

Schwizers Fehlsatz

Es begann schon alles schief. Eine 155 cm hohe Mauer, direkt neben einem kleinen künstlichen See gelegen, war die Hauptklippe des 14 Hindernisse umfassenden Jagdparcours des französischen Kurzssetzers Frédéric Cottier. Und es wurde auch Pius Schwizer und seinem neunjährgen Toulago zum Verhängnis. Der Oldenburger sprang ausserhalb der Markierung durch. Der erfahrene Reiter wusste wenden und verlor nach seinem als Refus gewerteten Fehlsatz annähernd zehn Sekunden. „Vor dem Start haben wir die Mauer noch angeschaut. Aber im Parcours ist Toulago erschrocken, hat weggeguckt und ist der Mauer ausgewichen. Ich hatte keine Chance.“ Der Oensinger reagierte gut, blieb ruhig und beendete den fairen Kurs ohne Abwurf.

Jane Richard Philips hatte sich ihren ersten Start an einem Championat ebenfalls anders vorgestellt. Die in Italien in Vinovo in der Nähe von Turin lebende Bernerin verschätzte sich mit Pablo de Virton zweimal an einem Oxer, fiel im Zwischenklassement weit zurück und lieferte das Schweizer Streichergebnis. „Ich hätte mehr erwartet“, gestand die Gattin von Ignace Philips. „Ich war nervöser als sonst bei anderen Turnieren und geging Fehler.“ Vor allem beim ersten Versehen am elften Hindernis war die Amazone mit ihrem feurigen Franzosen-Wallach zu dicht dran. „Den Abwurf am letzten Hindernis, als Pablo über dem Sprung ‚lief‘, kann ich mir nicht erklären. Ich hoffe, dass ich im Nationenpreis ruhiger reiten kann.“

Der Jüngste in Front

In der Einzelwertung hat der jüngste der 153 Teilnehmer die Führung übernommen. Der irische Shooting-Star Bertram Allen, der am 1. August erst 19 Jahre alt wurde, drehte auf der Schimmelstute Molly Malone in 77,01 Sekunden die schnellste Runde ohne Abwurf. Der Reit-Schüler des deutschen Stilisten Marcus Ehning reitet die Halb-Schwester von Steve Guerdats Nino seit zwei Jahren und stiess diese Saison an die internationale Spitze vor. Allen gewann sowohl in Lummen als auch in Dublin mit der Franzosen-Stute in Familienbesitz die Grossen Preise der Fünfsterne-Turniere. Wenig hinter Allen schoben sich der Franzose Patrice Delaveau mit Orient Express, der Belgier Grégory Wathelet mit Conrad und Beezie Madden (USA) mit Cortes in Lauerposition. Allerdings haben sich über ein Dutzend, aber keine Schweizer Reiter für Lorbeeren empfohlen, darunter alle vier Deutsche, die keinen einzigen Springfehler zu beklagen hatten.

 

Morgen findet der Nationenpreis statt. Ein Ziel des Schweizer Teams wäre eine Qualifikation für die zweite Runde.

Die Rangliste des Jagdspringens hier.
Die Teamrangliste hier.
Die Startliste für den Nationenpreis morgen.

Bild: Paul Estermann – hier in St.Gallen.
Foto: Katja Stuppia