Nun hat es mächtig geknallt in der Schweizer Dressurszene. Nachdem gestern an den Schweizer Meisterschaften in Humlikon wegen einer veröffentlichten Stellungnahme von Marcela Krinke Susmelj auf pferdonline.ch die Stimmung ausgesprochen angespannt war, kam es heute zum grossen Eklat: Martin Walther, Chef Disziplin Dressur, hat seinen sofortigen Rücktritt eingereicht. Diesen Schritt teilte er heute morgen einigen Kaderreitern mit. Aber nicht ALLEN! Nicht auf dem Mailverteiler verteten sind zum Beispiel die beiden Kaderreiter Hans Staub und Marcela Krinke Susmelj. Die beiden boykottierten gestern eine Ehrung als Teilnehmer an den Weltreiterspielen an der SM in Humlikon. Dieses Fernbleiben der beiden dürfte das Fass zum Überlaufen gebracht haben.
Das Mail von MARTIN WALTHER an die Kaderreiterinnen und Reiter, heute morgen 11.29 abgeschickt.
————————————–
Liebe ALLE
Hiermit informiere ich Euch, dass ich heute Morgen an Herr Peter Christen, z. Hd. Vorstand SVPS, meinen sofortigen Rücktritt als Leiter der Disziplin Dressur übermittelt habe.
Denjenigen von Euch, welche mir Unterstützung gewährt und gegebenen haben, danke ich herzlich. Vielen Begegnungen, Erlebnissen und schönen Momenten auf dem gemeinsam
zurückgelegten Weg werden mir in positiver Erinnerung bleiben. Ich wünsche Euch alles Gute in allen Belangen und Bereichen und Freude mit Euren Pferden.
Mit meinen besten Wünschen und sportlichen Grüssen
Martin Walther
PS:
Die Liste der Mailadressen aller Kadermitglieder und Stufen konnte mir von der Geschäftsstelle SVPS nicht vollständig zur Verfügung gestellt werden.
Somit sind die Empfängeradressen nicht ausgewählt, sondern lediglich diejenigen welche mir akt. z.Vf. standen.
—————————–
Dieses Jahr fanden in der Schweiz die Schweizer Meisterschaften Dressur gleichzeitig mit den Weltreiterspielen statt. Diese Tatsache ist auf grosse Kritik seitens einiger Reiterinnen und Reiter gestossen, die an den WEG teilgenommen hatten und so an der SM nicht mitreiten konnten. Marcela Krinke Susmelj zum Beispiel konnte ihren Titel nicht verteidigen.
Doch der Dressurknatsch und der Streit mit und um Martin Walther ist nicht neu. Bereits im Mai reichten der Equipenchef Jean-Michel d’Arcis und Sportchef Christian Pläge ihre Rücktritte ein – die beiden konnten und wollten nicht mehr mit Disziplinenchef Martin Walther zusammenarbeiten. Man stritt sich darüber, ob Startplätze für Aachen beantragt werden sollen oder nicht. Aber bereits letztes Jahr – am 4. Juli 2013 – schmiss der damalige Disziplinentierarzt, Professor Toni Fürst, den Bettel per sofort hin. „Eine vernünftige Diskussion mit Martin war damals einfach nicht möglich“, so der renommierte Chef der Pferdeklinik am Tierspital Zürich zu pferdonline.
Nun stellt sich die Frage wie weiter? Sportchef Marin Wyss hat sein Amt erst seit wenigen Wochen inne. Noch fehlt ein Equipenchef, neuerdings auch ein Disziplinenchef. Das Boot der Schweizer Dressur treibt orientierungslos auf dem grossen weiten Meer, aber vielleicht kommt jetzt endlich mal Ruhe rein und die Segel können neu aufgezogen werden.
Gina Kern
Hier die Geschichte zum Rücktritt Pläge / d’Arcis.
Hier zum Interview Christian Pläge.
Beitragsbild: Martin Walther / Foto: Valeria Streun.