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WEG 2014 – Springen: Der Traum von Rio und Medaillen

29. August 2014, in Springen, WEG Normandie

In Oensingen im Mittelland holen sich die Schweizer Springreiter im viertägigen Trainingslager auf den Anlagen von WM-Teilnehmer Pius Schwizer den letzten WM-Schliff. Die Equipe hegt Medaillenträume, hat sich aber als primäres Ziel die Olympia-Qualifikation für Rio gesetzt.

Seit Dienstag bereiten sich die Schweizer Springreiter auf ihre Einsätze an den Weltreiterspielen (WEG) in der Normandie vor. In der Freitagnacht fahren die teuren Pferde in zwei luxeriösen Transportern in rund zehnstündiger Fahrt nach Caen. Die fünf Equipenreiter, Olympiasieger Steve Guerdat, Pius Schwizer, Paul Estermann, Jane Richard Philips und Romain Duguet fliegen am Samstag nach. Am Montag wird nach dem Trainingsspringen auf Sand im Fussballstadion von Caen der Entscheid fallen, welche vier Reiter die Schweiz am Dienstag im Jagdspringen und am Mittwoch und Donnerstag im Nationenpreis und der Team-Entscheidung vertreten werden. Die Wahl um den vierten Equipenplatz dürfte zwischen Jane Richard und Romain Duguet fallen, deren Saisonresultate ziemlich ausgeglichen sind. Gesetzt dürften die Routiniers Guerdat mit seinem Olympia-Goldpferd Nino des Buissonnets, Schwizer mit Toulago und Estermann mit Castlefield Eclipse sein.

54 Nationen, 35 Mannschaften und 158 Pferde haben sich für die WM-Springen gemeldet. Das ist absoluter Rekord. Vor vier Jahren in Lexington/Kentucky massen sich noch Reiter aus 41 Ländern. „Wir haben uns ein hohes Ziel gesetzt“, sagte Equipenchef Andy Kistler vor der Abreise. „Wir streben einen Platz unter den fünf besten Nationen an. Das wäre gleichbedeutend mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Natürlich würden wir auch gerne Medaillen gewinnen…*.

Form und Fitness der Schweizer und ihrer Pferde stimmen. In vier gemeinsamen Trainings, teils schon ab 7 Uhr morgens, wird der Feinschliff vorgenommen, werden Tipps erteilt und Erfahrungen unter dem gestrengen Auge von Trainer Thomas Fuchs ausgetauscht. Andy Kistler: „Es gilt, Vertrauen zu gewinnen, den Team-Spirit zu fördern. Reiten können ja alle.“ Optimistisch sind auch die Reiter selbst. Steve Guerdat: „Die Olympia-Qualifikation steht im Vordergrund. Und an Titelkämpfen geht es ausschliesslich um Medaillen. Auch im Einzel besitzen wir Chancen.“ Jane Richard Philips, die auf ihren Hochspringer Pablo de Virton vertraut, freut sich, zum zweiten Mal im WM-Kader zu stehen. „Jeder will reiten. Ich werde mein Bestes tun, um unsere realistischen Ziele zu erreichen, wenn ich dabei bin.“ Pius Schwizer fügt an: „Toulago hat in den letzten Monaten an Kraft und Erfahrung gewonnen. Er ist ein Crack und kann alles. In Hongkong haben wir 2008 nach dem Jagdspringen geführt, in London waren wir vor zwei Jahren an Olympia Zweite nach dem ersten Nationenpreis-Umgang. Jetzt wäre es mal wünschens- und erstrebenswert, wenn wir auch nach zwei Passagen vorne sind.“

Die Schweizer Springreiter zeigten sich in dieser Saison unkonstant. Das soll sich in der Normandie ändern, wo die zweite WM-Team-Medaille nach Bronze 1994 in Den Haag angestrebt wird. Doch die Konkurrenz ist stark und wird immer stärker. Als Top-Favriten gelten Olympiasieger Grossbritannien, auch ohne Nick Skelton und seinen verletzten Big Star, WM-Titelverteidiger Deutschland, Nationenpreissieger und WM-Gastgeber Frankreich und die USA, die zuletzt binnen acht Tagen die Fünsterne-Nationenpreise in Gijon, Hickstead und Dublin für sich entschied. Dahinter liebäugeln Holland, Belgien, die EM-Dritten aus Schweden und Saudi Arabien, die Olympiadritten von London (vor der Schweiz), ebenfalls mit Edelmetall. Und Kanada, Spanien und Katar haben mit viel Geld mächtig aufgerüstet.

Text: Peter Wyrsch