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Springreiten: Wer ist an der EM 2015 in Aachen dabei? Erste Plätze sind vergeben.

10. Juni 2015, in Aktuell, Springen

Der für die Schweiz äusserst erfolgreiche CSIO Schweiz gab auch für die Selektion für die Europameistschaften im August in Aachen wertvolle Aufschlüsse: vier der fünf EM-Plätze in der Schweizer Equipe scheinen vergeben: Steve Guerdat, Pius Schwizer, Martin Fuchs und St. Gallen-GP-Sieger Romain Duguet können die EM planen.

„Die Selektionskommission entscheidet erst Ende Juli nach dem CSIO Deutschland in Mannheim“, sagt zwar der Schweizer Equipenchef Andy Kistler. „Aber St. Gallen hat doch einiges geklärt. Mit Martin Fuchs und Clooney und Romain Duguet mit Quorida de Treho haben sich zwei Paare in den Vordergrund geritten. Nun ist eigentlich nur noch der fünfte Platz im Team offen, wenn Pferde und Reiter gesund und in Form bleiben.“ Für Kistler sind weiterhin Olympia- und Weltcupsieger Steve Guerdat und Pius Schwizer gesetzt, obwohl gerade diese beiden im Nationenpreis der Schweiz den Sieg vergaben und sich bei Fuchs und Duguet bedanken konnten, dass es hinter Belgien noch zum zweiten Rang vor eigenem Anhang gereicht hat. Guerdat sagte denn auch nach dem zweiten GP-Platz mit Nino in St. Gallen: „Ich ärgere micht nicht über den zweiten Rang muit Nino, sondern weiterhin über meine nicht akzeptable Leistung im Nationenpreis.“ Ob mit seinem Olympia-Goldpferd Nino, der eine Wundertüte bleibt und zwischen Genie und Wahnsinn pendelt, oder mit seiner Weltcupsiegerin Paille, die Anfang Juli nach ausgedehnter Ruhepause nach dem Triumph in Las Vegas ihr Freiluft-Debüt gibt, der Stilist ist mit seiner unbestreitbaren Klasse gesetzt. Auch Pius Schwizer ist mit seiner Erfahrung und Coolness ein fester Bestandteil, wenn er Caretina de Joter oder allenfalls Living the Dream sattelt, die im GP von St. Gallen zu gefallen wusste. Schwizer hat in St. Gallen erfahren müssen, dass Amira, die er im Nationenpreis einsetzte und zweimal das Streichergebnis lieferte, (noch?) nicht für höchste Aufgaben bereit ist.

Neue Chance für Bonne Chance

Im internen helvetischen Springreiter-Ranking hat sich Janika Sprunger wieder nach vorne geritten. Ihre Chance heisst Bonne Chance. Die neunjährige Holländer-Stute wirkt elastisch, springt sauber und erinnert an Paloubet d’Halong, den sie im Herbst vor zwei Jahren nach ihrem 7. EM-Platz in Herning für zehn Millionen Euro nach Katar verkaufen konnte. Bonne Chance hat mit dem dreifachen Weltcupsieger Baloubet du Rouet den gleichen Vater wie Paloubet d’Halong und harmoniert mit der grazilen Baselbieterin weit besser als der kräftige Hengst Aris, der ebenfalls im Besitze von Georg Kähny ist. Bonne Chance ist jedenfalls für den CSIO Falsterbo, den zweiten zählenden Team-Event der Schweizer vom 9. bis 12. Juli in Schweden für die Equipe vorgesehen. „In Falsterbo werden wir erneut mit einer erstklassigen Mannschaft starten, da wir möglichst viele Punkte für den Erhalt in der Spitzenliga und allenfalls für eine Qualifikation für das Finale Ende Sepember in Barcelona benötigen“, verriet Kistler weiter.

In der Schweizer Equipe in Schweden werden nebst Janika Sprunger/Bonne Chance aller Voraussicht nach auch Romain Duguet mit Quorida de Treho, die ihm der Bündner Pferdehändler Gian-Battista Lutta vermittelt hat, Martin Fuchs mit Clooney und Pius Schwizer mit Caretina de Joter, der GP-Zweiten von Shanghai, reiten. Auch der eingebürgerte Holländer Edwin Smits, der Gatte von Dehlia Oeuvray, darf nach seinen geglückten Vorstellungen in St. Gallen mit dem in der Schweiz gezüchteten Hengst Copain de Perchet (11. im GP St. Gallen) mit einem Aufgebot rechnen. Guerdat wird in Falsterbo fehlen. Er nimmt gleichzeitig am Turnier in Albführen in Dettighofen teil. Das Gestüt nahe der Schweizer Grenze, das dem Autoimporteur und Politiker Walter Frey gehört, stellt dem Jurassier drei Spitzenpferde, darunter die Weltcupsiegerin Paille, zur Verfügung.

Estermann in Rotterdam

Obwohl dem in St. Gallen entthronten GP-Titelverteidiger Paul Estermann auf Castelfield Eclipse in der Ostschweit nicht wieder ein Glanzresultat gelang, darf man den Routinier mit seiner „Milly“ nicht abschreiben. Der Luzerner erhält am CSIO Rotterdam vom 18. bis 21. Juni eine weitere Einsatz- und Bewährungschance. Für das Turnier auf Sand in Holland, das ebenfalls zur Europa Division I zählt, aber für die Schweiz nicht in die Punktewertung kommt, sind Steve Guerdat mit Corbinian, Pius Schwizer mit Living the Dream, Niklaus Rutschi mit Windsor, Claudia Gisler mit Cordel und Paul Estermann mit Milly aufgeboten. Auf Jane Richard Philips und ihren Pablo wird – vorläufig – verzichtet. Die in Italien lebende Bernerin konzentriert sich mehrheitlich auf die Global Champions Tour, da sie für die Uhrenmarke Longines Botschafterin ist. Wenn man das Paar aber benötigt, würde es bereitstehen – allenfalls am CSIO Hickstead Anfang August, kurz vor der EM.

Beitragsbild: Martin Fuchs mit Clooney am CSIO St. Gallen / Foto: Katja Stuppia