Die Chefs der Schweizer Dressur hatten eine Idee. Wir könnten eine Sichtung zur EM im Ausland stattfinden lassen. Dies natürlich auch, weil das „offizielle“ Sichtungsturnier dieses Jahr in Bättwil wegen Herpes im Stall abgesagt werden musste. Nun reiste also eine Delegation mit sechs Reitern, der neuen Equipenchefin Geneviève Pfister und dem neuen Dressurchef Martin Wyss nach Frankreich. Gemeldet wurden die sechs Schweizer in zwei Prüfungen. Drei Reiterinnen (Antonella Joannou, Josephine Rosen, Caroline Häcki) bestritten den CDI3* mit Qualifiation zum Special. Drei Reiterinnen (Anna Mengia Aerne Caliezi, Birgit Wientzek Pläge, Patricia Schärli) bestritten den CDI4* mit Qualifikation zur Kür.
Sichtung zur EM 2015 im August in Aachen steht an. Und die Schweiz will sich als Mannschaft als erklärtes Ziel für die Olympischen Spiele 2016 in Rio qualifizieren. Topreiterin Marcela Krinke Susmelj ist mit Molberg mit Sicherheit gesetzt für die EM in Aachen. Und nun dürfte ein weiterer Würfel gefallen sein: Mit einer sackstarken Leistung im Grand Prix und in der Kür kristallisiert sich die Schweizermeisterin Anna-Mengia Aerne Caliezi und ihr Schimmel Raffaelo va bene zu einem absoluten Toppaar hervor. Sie zeigte – nach ihren guten Resultaten in Italien und in München – einmal mehr klare Übergänge und punktete wiederum in den tollen Piaffen und Passagen. In der Kür erreichte sie den guten zweiten Rang und mauserte sich der magischen 80 Prozent-Marke! 77.07 Prozent ist im internationalen Vergleich eine echte Spitzenleistung. Bleibt das Pferd gesund dürfte sie für die EM in Aachen im August klar gesetzt sein. Trainerin Silvia Iklé zur Leistung ihres Schützlings in Compiègne: „Anna-Mengia ritt einen sehr guten Grand Prix. Das Pferd zeigte sich solide, stabil und konzentriert“, und weiter ist Iklé sehr überzeugt von Raffaelo: „Das Pferd hat keine Schwächen!“ In der Kür punktete Aerne Caliezi mit einer tollen Musik, die genau zum Pferd passte – auch da war sie bis auf ein paar Kleinigkeiten fehlerfrei.
Gut gezeigt hat sich im CDI3* Dandy de la Roche mit der Genferin Antonella Jouannou. Der erst 10-jährige Schweizerwallach knackt immer mal wieder die 70 Prozentmarke. Im Grand Prix von Compiègne reichte es für 69.6 Prozent – Rang 6. Ebenfalls ein 6. Rang schaute im Special heraus. Ebenfalls im 69-er Bereich bewegten sich übrigens Caroline Häcki und Rigoletto Royal und die junge Josephine Rosen mit Crescendo.

Im 4*CDI etwas Pech hatten die beiden anderen Schweizerinnen: Birgit Wientzeks Hengst For Compliment erwischte einen weniger guten Tag und auch Patricia Schärlis Cappuccino war laut Besitzer und Ausbildner Otto Hofer einmal mehr „Weltmeister auf dem Abreitplatz“. Und wenn er ins Viereck komme mache er Kapriolen. „Wir wissen dass er gut gehen kann, aber er hat jeden Schirm zum Anlass genommen abzudrehen oder sonst einen Spass einzulegen. Wir brauchen noch etwas mehr Zeit. Wir machen weiter und zweifeln nicht an den Reitkünsten von Patricia. Er ist noch flegelhaft und pubertär – in zwei Jahren ziehen wir Bilanz“, so Hofer gegenüber pferdonline.ch
Das nächste „offizielle“ Sichtungsturnier für die Schweizer wird mitte Juli in Hagen (GER) sein. Da wird dann allerdings auch Sichtung der Deutschen Elitereiter ausgetragen.