Die Children-Goldmedaille ist für den Schweizer Dressursport Balsam auf die Seele. Just ein solcher Erfolg konnte die einstige Dressurnation nun gut gebrauchen, auch wenn es „nur“ die Children sind. Die Children, eine Kategorie, die kurzerhand ins Leben gerufen wurde. Doch Gold, das zählt, ganz der olympische Gedanke.
An dieser Stelle muss wieder und wieder betont werden, dass der gesamte Aufbau des Nachwuchses der letzten Jahre der Verdienst von Kaderchefin Heidi Bemelmans ist. Sie übernahm die Ponykinder, als der Nachwuchs die hintersten Plätze an Championaten vertritt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Kindern und Trainern – jeder musste seine Position erst etwas finden – wird ihre Arbeit nun vollumfänglich geschätzt. Sie suchte einen Förderer, der den Nachwuchs finanziell unterstützt. Sie liess Trainer aus aller Welt kommen um die Jugend in Lehrgängen zu trainieren. Sie organisiert gar den Deutschen Nachwuchstrainer Oliver Oelrich und lässt „ihre“ Kinder auf den Abreiteplätzen von ihm trainieren um das Maximum herauszuholen. Sie kleidete die Kinder einheitlich ein und sorgte für einen gepflegten Auftritt. Und sie ist es auch, die dem Nachwuchs lernt, wie ein Vet-Check an internationalen Turnieren abläuft. Bemelmans weiss wie der Hase international läuft – sie selber ritt erfolgreich bis Grand Prix, war an vielen grossen Turnieren am Start, unter anderem in Aachen. Sie weiss was es heisst, das passende Pferd zu finden und auch zu haben, ein ideales Umfeld zu schaffen, auf die Gesundheit der Tiere Wert zu legen und den Kindern das technisch feine Reiten zu vermitteln.
Und so schaffte Sie es, an die EM nach Vidauban Teams in drei Kategorien zu schicken. An dieser Stelle ein grosses Lob an das Junioren-Team. Unter dem Lead der routinierten Naomi Winnewisser, mit Elena Krattiger, Léonie Guerra und Stephanie Hartmann schaffte es das Schweizer Juniorenteam in der Schlusswertung auf den 6. Rang. Wobei an der Stelle noch anzumerken ist, dass Hartmann mit 66 Prozent das Streichresultat war. Noch vor zwei Jahren machte das Schweizer Team Freudensprünge wenn man überhaupt 66 Prozent erreichte. Naomi kam mit ihrem Fürst Rousseau ins grosse Finale – Kür mit den 18. besten der Einzelwertung – und erritt sich satte 72 Prozent, Rang 12. In einem SMS an pferdonline schrieb Winnewisser: „Die Stimmung im Team war gut und wir hatten es alle gut untereinander. Heidi Bemelmans hat mich mit Fürst super unterstützt, dafür möchte ich ihr danken.“
In einer Performance der Nationen zur Eröffnung der EM legte das Schweizer Team eine aussergewöhnliche Show auf die Bühne – mit Heidi-Songs bedankten sich die Jugendlichen bei ihrer Kaderchefin. Sie sagten: Unsere Heidi ist zwar Deutsche, aber sie ist unsere Heidi!
Und auch die Jungen Reiter lieferten starke Resultate ab. Ebenfalls 6. im Teamtest mit Tamara Lucia Roos, Christina König und Estelle Wettstein. Auch hier hatten wir kein Resultat unter 67 Prozent, was eine echte Leistung ist. Estelle schaffte es mit Darlington C ebenfalls ins grosse Finale unter die 18 besten und erreichte 71.2 Prozent. Die deutsche Siegerin ritt 82 Prozent in der Kür vorne weg! Die Schweizer hatten trotz allem Glück im Unglück, erlitt doch Christinas Ambaro Saturns auf dem Platz eine Kolik, nachdem er am Neujahr Kolikoperiert werden musste. Team-Vet Marco Hermann konnte dem Pferd rechtzeitig helfen, so dass König trotzdem antreten konnte. Und wegen den stehenden, absolut krassen Temperaturen kollabierte Tamara nach dem Ausritt aus dem Viereck – es wurde ihr alles zuviel. „Sie verdrehte nur noch die Augen, ich machte mir grosse Sorgen um sie“, sagte Heidi.
Doch nun ist alles gut. Alle sind gesund und vor allem sehr glücklich wieder zu Hause angekommen. Danke Heidi für alles!
Hier alle Ranglisten.
Text: GINA KERN
Fotos: Familie Miehling, Familie Lüthi, Familie Winnewisser (danke vill mal))