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Dressur oder Springen? Estelle Wettstein – das Multitalent.

8. Juli 2014, in Reportagen

Sie lacht. Und sie hat das Lachen nicht verloren. Zum Glück nicht. Vielleicht auch, weil die 17-jährige Estelle Wettstein ein Multitalent ist. Vielleicht weil sie einfach das machen kann, was ihr Freude bereitet: Reiten. Im Juli reist die Schülerin an zwei Europameisterschaften – einmal in der Dressur, einmal im Springen. Und das schafft sie nicht zum ersten Mal. Bereits letztes Jahr war sie an zwei EMs am Start. Mit den Junioren im Springen hat sie gar den Titel zu verteidigen.

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Die Hauptprobe vor einer Woche in Arrezzo – die Junioren des Springkaders gewinnen den Nationenpreis!

Während andere verbissen ihre Dressurpferde „knütteln“ setzt sie sich lässig auf ihr Springpferd Benita. Mit ihr wird sie die Junioren-EM in Arrezzo reiten. „Ich liebe die Action des Springens. Ich finde es lässig, wenn die Pferde fliegen. Aber ich mag auch die Präzision der Dressur. Ich bin Perfektionistin“, sagt sie und streichelt Benita liebevoll über den Kopf. Sie sei eine super Lehrmeisterin, auch ihre ältere Schwester Aurélie (die mittlerweile bei der Elite reitet) habe viel von Benita profitieren können. Benita ist 13-Jahre alt und Estelles absoluter Liebling: „Benita ist eine unglaublich treue Seele. Sie würde mich nie im Stich lassen. Manchmal ist sie etwas zickig – eine richtige Stute.“

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Benita darf noch nicht nach Arrezzo – erst in zwei Wochen:)!

 

Jeweils morgens besucht Estelle eine private Handelsschule in Zürich. Am Nachmittag reitet sie ihre Pferde. „Ich fange meistens mit einem Berittpferd an. Dann folgen zwei Dressurpferde, dann die beiden Springpferde.“ Ihr Mami Marie-Line helfe ihr mit beim Dressurreiten, Papi Ernst beim Springen: „Alle Pferde alleine zu arbeiten, das geht mit der Schule nicht.“

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Friedrich der Grosse. Estelle: „Manchmal hat er eine etwas lange Leitung!“

 

Ihr EM-Dressurpferd heisst Friedrich der Grosse. Mit ihm holte sie letztes Jahr bei den Jungen Reitern den Schweizer Meister Titel. Sie gewann überlegen.  „Freddy“, wie sie ihn nennt, ist 1.83 m gross. Ein Riese. Erst 9-jährig und sehr charakterstark. „Er ist sehr anhänglich und kämpft immer für mich.“ Im Viereck kann er aber schon mal sehr geräuschempfindlich sein. „Und manchmal wird er etwas heiss“, schmunzelt sie und zieht ihm vorsichtig das Halfter über den Kopf. Nächstes Jahr möchte sie mit ihm den Einstieg in die Königsklasse – den Grand Prix schaffen.

 

Nun packt Estelle also all ihre sieben Sachen für die EM im italienischen Arrezzo. Und auch der kleine Glücksbringer – eine singende Kuh – darf nicht fehlen. „Die ist immer dabei“, so Estelle. Am Donnerstag wird sie den Teamwettkampf bestreiten – einen St. Georg. Danach folgt der Einzeltest und am Sonntag hoffentlich die Kür. Das Ziel ist klar: „Ich möchte unter die Top zehn, wenns gut läuft in die Top fünf.“

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Ein lieber Kern: Friedrich der Grosse.

Nach der EM der Jungen Reiter wird Estelle für eine Woche nach Hause kommen und die Bandagen gegen Gamaschen tauschen, den Dressur- gegen den Springsattel. Dann wird sie Benita einladen und wieder nach Arrezzo fahren. Dieses Mal nicht als Junge Reiterin sondern als Juniorin. Und da bleibt immer wieder die Frage, was machst du denn lieber, Dressur oder Springen? „Ich brauche beides um glücklich zu sein. Ich brauche die Präzision der Dressur und die Action beim Springen – das Eine geht nicht ohne das Andere.“ Estelle – das Multitalent.

Die Start- und Ranglisten aus Arezzo hier.