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Finanzprobleme? Der CSI St. Moritz bekommt von der Gemeinde ein Ultimatum

4. Februar 2016, in Aktuell, National, Springen

Ob der CSI St. Moritz 2016 stattfinden wird, bleibt offen. Die Gemeinde St. Moritz hat den Organisatoren heute ein Ultimatum gestellt. Bis Ende Februar müssen verschiedene Forderungen erfüllt sein. Unter anderem muss ein Konzept vorliegen, wie die finanziellen Altlasten getiligt werden. Dies berichtet exklusiv die Bündner Zeitung Engadiner Post in ihrer heutigen Ausgabe.

Die Gemeinde will Fakten

Ende August des letzten Jahres ist der als 4*-Kategorie ausgetragene Longines CSI St. Moritz erstmals durchgeführt worden. Die Polowiese wurde zum Reit-Turnierplatz umfunktioniert und stand während vier Tagen im Fokus der Pferdesportfreunde. Wenn es nach dem Willen der Organisatoren geht, soll der Anlass in diesem Jahr noch hochkarätiger werden. Geplant ist eine Aufwertung zu einem CSI der 5*-Kategorie, einem Turnier also auf höchstem sportlichen Niveau, wie es in der Schweiz nur in den grossen Städten stattfindet. Noch ist allerdings offen, ob der CSI auch tatsächlich veranstaltet werden kann. Wie letzten Donnerstag an der Gemeinderatssitzung bekannt wurde, sind vom letzten Turnier noch verschiedene Altlasten offen – primär finanzieller Natur. Gemäss Gemeindepräsident Sigi Asprion steht die Gemeinde hinter dem Anlass, weil er gut zu St. Moritz passe und das Sommergeschäft belebe. Anlässlich einer Sitzung am Mittwochmorgen zwischen dem Gemeindevorstand und OK-Präsidentin Leta Joos sind vier Auflagen gemacht worden, die bis Ende Februar erfüllt sein müssen. So muss ein Finanzierungskonzept vorgelegt werden, um die Altlasten des letzten Jahres zu bereinigen. Ebenfalls müssen die Organisatoren die Finanzierung für den Anlass 2016 nachweisen können. Dritter Punkt ist ein Konzept mit verschiede‧nen Standorten zur Durchführung, und viertens wird die Gemeinde den Organisatoren eine externe Fachperson zur Seite stellen, die Einsicht in sämtliche Unterlagen haben muss. «Diese Forderungen müssen bis Ende Monat erfüllt sein, damit wir die Bewilligung für den CSI St. Moritz 2016 erteilen können», sagt Asprion.

Die finanzielle Basis schaffen, um den Concours zu sichern

Viele staunten nicht schlecht, als im vergangenen Sommer auf der Polowiese in St. Moritz Bad die Aufbauarbeiten für den Longines CSI St. Moritz starteten. Innerhalb von wenigen Tagen entstand ein eindrücklicher Reit-Turnierplatz mit grosser Tribüne, einem Abreitplatz, einem VIP-Zelt, Stallzelten und einem kleinen Village. Die Polowiese – auf der normalerweise Leichtathleten trainieren – wurde mit Platten abgedeckt, auf den Turnierplatz kam Quarzsand. Der Aufwand für die erstmalige Austragung des Reitturniers war entsprechend gross. «Es ist so, dass wir noch nicht alle Rechnungen unserer Partner bezahlen konnten», sagt OK-Präsidentin Leta Joos auf Anfrage. Für sie ist klar, dass die Erledigung dieser finanziellen Pendenzen absoluten Vorrang hat. «Wir wollen auch 2016 wieder mit unseren Partnern zusammen‧arbeiten, deshalb sind wir mit Hochdruck daran, das zu lösen. Gemäss Joos sind alle Gläubiger über die aktuelle Situation informiert.

Optimistische Veranstalter

«Wir sind guten Mutes, dass der Concours stattfinden wird», sagt sie gegenüber der Engadiner Post. Dies vor allem, weil bereits heute höhere Sponsorenzusagen vorliegen würden als letztes Jahr. Und – diese seien für mehrere Jahre zugesichert. Zudem sei man in Verhandlungen mit weiteren Geldgebern. Deshalb ist es für Joos zentral, dass der Longines CSI St. Moritz in diesem Jahr stattfinden kann. Denn nur das generiert die Gelder, die nötig sind, um auch Altlasten begleichen zu können. Geplant ist, dass der Concours-Tross vom 25. bis 28. August in St. Moritz gastiert, direkt nach den Olympischen Spielen. Gemäss Joos ein super Datum, weil an diesem Wochenende keine weiteren grossen Turniere auf der Agenda stehen. Sie ist von der Wichtigkeit eines solchen Anlasses für St. Moritz im Sommer, gerade auch weil der Concours zu einem Turnier der 5-Sterne-Kategorie aufgewertet wird. «Solche Turniere auf allerhöchstem Level ziehen die besten Springreiter der Welt mitsamt ihrer Entourage an». Das habe bereits der Anlass im letzten Jahr gezeigt, der viele Leute ins Engadin gebracht und den Hotels und Restaurants gute Umsätze beschert habe. «Wir hoffen auf ein positives Zeichen der Gemeinde und eine tatkräftige Unterstützung für den Anlass», sagt sie. Bereits entschieden ist, dass eine neue, professionelle Organisation den Anlass 2016 durchführen würde. «Ein solcher Grossanlass kann nicht mehr von ehrenamtlichen Einzelpersonen bewältigt werden», sagt sie. Deshalb ist die CSI St. Moritz AG gegründet worden.

Umstrittener Standort

Sollte der CSI stattfinden, ist noch offen, wo genau das der Fall sein wird. Eine Bewilligung zu erhalten für die erneute Durchführung auf der Polowiese dürfte gemäss Gemeindepräsident Sigi Asprion aufgrund der starken Nutzung – vor allem der Leichtathleten im Höhentrainingslager – eher schwierig sein, ist aber nicht auszuschliessen. Alternative Standorte sind der Pferdesportplatz oder der Teil der Polowiese, auf dem jeweils der Winter-Concours stattfindet. Für Leta Joos sind beide keine optimalen Durchführungsorte. Der Pferdesportplatz befindet sich in einer Gewässerschutzzone und darf nicht mit schweren Lastwagen befahren werden, der Winter-Concours-Platz ist zu klein und müsste zuerst aufwendig saniert werden, damit er mit Quarzsand belegt werden könnte.

Interessen der Gemeinde vertreten

Sobald der Schnee weg ist, soll der Zustand der Polowiese noch einmal inspiziert werden, erst dann lasse sich verlässlich sagen, was die Instandstellung koste. Letzter möglicher Termin für den Entscheid, ob der Anlass durchgeführt werden wird oder nicht, ist gemäss Joos Ende März. Gemeinderat Leandro Testa von der FDP hatte das Thema am vergangenen Donnerstag aufs Tapet gebracht. Er sagte gegenüber der EP/PL, dass er als Gemeinderat die Interessen der Gemeinde und in letzter Konsequenz der Steuerzahler zu vertreten habe. Was ein privater Veranstalter mache, sei grundsätzlich ihm überlassen. «Hier aber ist der Fall anders gelagert, weil der CSI mit Unterstützung der Gemeinde durchgeführt wird.» Michael Pfäffli, Präsident des Handels- und Gewerbevereins weiss von privaten Gläubigern, kann aber nicht konkreter werden. Er bedauert die Geschichte und gibt zu bedenken, dass solche Schlagzeilen über einen Anlass auch negativ sein können für das Image von St. Moritz.

Text: Marie-Claire Jur und Reto Stifel – Engadiner Post

Beitragsbild: CSI St. Moritz – Katja Stuppia

Dieser Artikel wurde pferdonline freundlicherweise von der Engadiner Post zur Verfügung gestellt. Jegliches kopieren oder verwenden der Informationen ist strikte untersagt.