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Wo ist eigentlich Vera Dillier? Ein Besuch am White Turf in St. Moritz.

8. Februar 2015, in Aktuell, Reportagen

Na gut. Ich gebs zu. Ich bin die absolute Rennbanause. Und dieser Text ist kein Höhepunkt meines journalistischen Daseins. Eher eine Art Ferientext. Halbmast. Es läuft ja nix. Rennsport ist ein Fremdwort für mich. Ich weiss nur, dass die Zürcher Jettsetterin Vera Dillier sehr gerne an Pferderennen geht. Sehen und gesehen werden – das hat sie mir in einem Interview mal gesagt. Ich selber habe keine Ahnung vom Rennsport. Ich dressiere mit meinen Pferden von x bis x – meist auch ohne Schnee unter den Hufen. Was ich lediglich weiss ist, dass es hier am ersten Renntag in St. Moritz Hürdenrennen, Flachrennen, Galopprennen und Skijöring gibt. Wir steigen aus dem geheizten Auto aus. Bei gefühlten Minus 15 Grad geht’s los. Unser Auto steht direkt neben den Anhängern (Parkplatz gratis).

White Turf Nummern Box

Was fällt auf? Da laden sie ihre Pferde aus. Binden ihre wertvollen Tiere am Anhänger an. Kein Klimmbimm. Keine Glizersteinchen. Keine durchzogenen Gesichter. Hier agieren ganz normale Menschen, mit (fast) ganz normalen Pferden. So scheints. Ohne grosse LKWs und ohne viel Theater. Beeindruckend. Der Wind zieht über dem See.

White Turf Anhänger Box
Alles völlig okay auf dem Parkplatz in St. Moritz.

Nun gehts also los zum grossen White Turf. Mitglied der Top Events in der Schweiz (Art Basel, Montreux Jazz Festival, Film Festival Locarno, Lucerne Festival, Weltklasse Zürich, European Masters Crans Montana, Ski World Cup Wengen und eben White Turf). St. Moritz – Top of the world. Wir sind dabei. Doch was läuft hier eigentlich ab, wenn man als ganz normaler Mensch, als nicht-Promi, „wo ist sie eigentlich, Vera Dillier?“ – an einen Rennsonntag nach St. Moritz fährt? Schon beim Eingang die grosse Verwunderung – 42 Franken Eintritt für zwei Erwachsene, die Kinder sind gratis. Stehtickets. Die erste Überraschung. 42 Franken ist ja Peanuts. Etwas weiter dann die erste Imbissbude – schön gedeckt mit Fäli auf den Stühlen – eine Bratwurst für acht Franken sind wir uns Zürcher eh gewohnt – im Vordern Sternen beim Bellevue kostet eine Bratwurst gleichviel wenn nicht noch mehr.

So. Wo sind eigentlich die Pferde? Beim Führring. Sehr schön, wie man da die Pferde aus der Nähe beobachten kann. Die feinen Hufe, die zierlichen Gelenke, die herausstehenden Adern, der Siegeswille. Dann die Traber. Echt spektakulär. Da ist wieder der vom Parkplatz. Mit Berner Autonummer und Startnummer 9. Ein sympathisches Pferd, ein sympathischer Fahrer. Ein Trabrennen über 1700 meter, dotiert mit 15 000 Franken. Gewinnen tut dieses Rennen eine Frau, ihr Pferd wird danach im Schritt zur Siegerehrung geführt. Unglaublich wie ruhig diese Tiere sind mitten in all diesen Leuten drin. Man stelle sich da mal ein Dressurpferd vor. Abgesehen vom doppelten Bauchumfang!

 

Das White Turf ist ja ein Pferdesportanlass, der auch viele Promis anlockt. Nur bei diesen gefühlten Minustemperaturen und dem kuscheligen Wind, sitzen Leute wie die Jettsetterin doch lieber im warm-geheizten Zelt – was ja wirklich verständlich ist. Was sie essen und ob sie überhaupt was von den Pferderennen mitbekommen, interessiert uns nicht. Denn wir sind das Volk und ein wichtiger Bestandteil der Pferderennen. 35 000 Besucher werden an den drei Rennsonntagen im Februar auf dem See erwartet. Ja, ein paar Pelzträger habe ich auch gesehen. Aber nur ein paar. Hier von hinten, damit wir nicht plötzlich noch eine Anzeige eines superreichen Russen am Hals haben:

White Turf Pelz Box
Wenn nicht hier, wo denn? Pelztragen ist Gewissensfrage.

Übrigens ist die Eisschicht 50 Zentimeter dick. Der Schnee ist fix und kalt. Die Pferde galoppieren perfekt. Und noch was: Stollen sind bei Rennen auf Schnee strengstens verboten. Auch Sporen sind verboten. Krass oder? Ich meine, kein Dressurpferd der Welt würde ohne Sporen galoppieren (können) – die Rennpferde schon. Vielleicht weil sies freiwilliger tun? Jedenfalls hat keines der Pferde einen gestressten oder gar unzufriedenen Eindruck gemacht. Auch nach dem Rennen nicht, als die Nummer 9 neben dem Anhänger steht. Warm eingepackt mit roter Kappe vor einem Eimer Wasser. Was ist schiefgelaufen?

White Turf Kappe Box
Kuschelig warm, damit eben auch der Kopf nicht auskühlt.

Es sei einer zu nah aufgefahren, dann habe sich das Pferd leicht verletzt, sagt der Fahrer. Nicht schlimm, aber es hätte nicht sein müssen. Klar. Und jetzt? Jetzt laden wir ein und fahren nach Hause. Nichts anderes als in anderen Pferdesportdisziplinen auch. Schön, dass der Sport eben doch noch normal ist. Die von der Highsociety sind andere. Vera Dillier haben wir übrigens nicht getroffen – vielleicht hat sie grad ein Fotoshooting mit der Schweizer Illustrierten…. (alles nicht ganz ernst gemeint. schöne Ferien!) Übrigens – ein voller Erfolg war offenbar die Party am Abend zuvor – das Night Turf! Nächstes Jahr berichten wir DARÜBER!

Wer mehr wissen will, detaillierte Resultate etc. – hier gehts zur Webseite des White Turf St.Moritz.

Text und Fotos: Gina Kern