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Was ist denn hier los? Das süsse Eisen. Als Gebiss. Ein Test.

30. November 2016, in Lifestyle, Newsticker

Alteisen. Da liegen sie, die alten Gebisse. Allesamt in einer Schublade. Wassertrensen, Knebeltrensen, Pelham, Pessoatrensen, Kandaren, lange Anzüge, kurze Anzüge, Unterlegtrensen…! Der hat ne ganze Eisenwarenhandlung in seiner Sattelkammer hängen – heisst es manchmal. Und ja. Über die Jahre hinweg sammeln sich die Gebisse an. Mal passt das nicht mehr, dann das. Mal die Breite, mal die Dicke. Mal die Länge. Egal.

Doch wenn man von Alteisen spricht, so ist es oft gar kein Eisen. Es sind moderne Ausgaben wie Auregoran. Oder Sonsorgran. Oder was auch immer. Kupfer oder so. Oder eben ein Gebiss aus Eisen. Oder eben Englisch Iron. Und weil Eisen mit Speichel oxidiert, rostet das Gebiss und es schmeckt dann für Pferde süss. Also „Sweet Iron“.

Auf den ersten Anblick ist es sympathisch blau. Noch nie gesehen sowas. Wie funktioniert dieses Gebiss? Sweet Iron sei ein echtes Eisengebiss. So wie es die Westernreiter seit 200 Jahre praktizieren, sagt mir der Mann von der Firma Trust. Jedes Gebiss werde von Hand gefertig. In Holland notabene.

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Damit es blau wird, wird es in der Produktionsstätte mit einer Flamme erhitzt – so wie oben auf dem grossen Beitragsbild. Das ist kein Marketingag. Thomas Pohn, so heisst der Mann von Trust, erklärt: „Durch die Erhitzung werden die Poren verschlossen, es ist ein Oberflächenschutz für den Transport.“ Mit dem Speichel werden die Gebisse schwarz, doch die Wirkung bleibe erhalten.

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Na gut, denke ich. Probieren kann man das Ding ja mal. Mein Pferd, ein blütertyp mit schmalem Gesicht und noch schmalerem Kiefer, tut sich mit dicken und breite Gebissen schwer. Immer wieder verdreht er den Kiefer. Er findet die Gebisse – vor allem die Kandarengebisse blöd. Nun gut. Das Trust-Kandarengebiss in meinem Fall passt schon mal gut. Nicht zu breit, nicht zu schmal. Und über der Zunge ist das Gebiss sehr dünn. Das kommt ihm entgegen. Die Gelenke der Unterlegtrense sind ebenfalls sehr fein. Ich gebe zu, mein Pferd ist hochgezüchtet, viel zu hoch im Blut und sein Nervenkostüm ist nicht immer das Beste, was sich auch mal in der Maultätigkeit zeigen kann.

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Und während ich mit dem Gebiss so reite, geht mir ein Gespräch mit einem sehr bekannten Schweizer Tierarzt durch den Kopf. „Weisst Du, oft ist ein Gebissänderung ein Zeichen einer reiterlichen Niederlage. Je weiter man weg kommt von der Wassertrense desto mehr sind die reiterlichen Fähigkeiten in Frage zu stellen.“ Er denkt dabei an sehr scharfe Gebisse die von sehr unerfahrenen Reitern angewendet werden.

Doch dies ist in unserem Fall ja nicht so. Das Sweet Iron Gebiss gibt es ja auch als Wassertrense. Ja in jeder Form Trense. Und manchmal ist ein Ausprobieren gar nicht so schlecht. Mein Pferd jedenfalls findet das Sweet Iron Gebiss von Trust gut. Er mault jedenfalls nicht. Er verdreht den Kiefer nicht und lässt die Zunge nicht zwischen den Zähnen spielen. Was noch? Auffallend ist eine optimale Passform. Dies mag Zufall sein oder auch nicht. Denn einen Satz des Tierarztes muss man sich einfach merken: „Jedes Gebiss ist nur so gut wie die Hand des Reiters.“ Ouw. Der hat gesessen.

Also gut. Ich führe mit Zauberhand. Die Kandare. Schade habe ich keine Wassertrense zum Test. Aber meinem Pferd gefällts. Als nächstes probiere ich die Trense.

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Das Gebiss zu testen bekommen habe ich übrigens von Reitsport Kaufmann aus Weil am Rhein-Haltingen (Deutschland direkt an der Schweizer Grenze). Kaufen kann man es aber auch in diversen Reitsportgeschäften in der Schweiz.

Ach und noch was: Der süssliche Geschmack stimuliert auf natürliche Weise die Speichelproduktion des Pferdes und dies ist positiv für den ganzen Verdauungstrakt. Wenns kein Marketing-Gag ist mit dem Sweet Iron, dann ist es absolut gut. Mein Pferd hat jedenfalls nie das Gegenteil behauptet:)