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Warum ist Herpes so gefährlich, Herr Jäggin? Das Interview.

23. Januar 2015, in Aktuell

Das RSZ Bättwil kommt nicht zur Ruhe. Während in der Region Bättwil in verschiedenen Ställen (aber offenbar auch in anderen Ställen in der Schweiz!!!!) die Druse sehr aktiv ist, hält sich im Stall von Felix Graf der Herpes. Eine Stute mit Diagnose Herpes musste bereits eingeschläfert werden, ein zweites älteres Pferd verstarb letzte Woche. Was ist los im RSZ Bättwil. Tamara de Caro  fragte nach, beim zuständigen Tierarzt – Christoph Jäggin.

pferdonline: Herr Jäggin, aktuell befindet sich die Region in Sorge wegen der aktuellen Herpes-Fälle im RSZ St. Jakob. Wie ist die Situation aktuell?
Bei den Herpesfällen in dieser Population handelt es sich um das Equine Herpesvirus-1 und 4 (einzeln, oder Mischinfektionen). Zurzeit haben wir noch täglich Neuinfektionen mit, vor allem Fieberanstieg. Die betroffenen Pferde sind glücklicherweise in der Regel in einem guten Allgemeinzustand und erholen sich schnell wieder.

Vor wenigen Tagen starb ein zweites Pferd – besteht ein Zusammenhang?
Es handelte sich um ein altes Pferd, welches bereits gesundheitliche Probleme hatte. Die Herpesvirusinfektion hat die Situation bestimmt negativ beeinflusst.

Was muss im RSZ und den umgebenden Ställen weiterhin beachtet werden?Die eingeleiteten Massnahmen werden von der Betriebsleitung und dem Personal mit grossem Aufwand umgesetzt und trotzdem erweist sich eine Eindämmung innerhalb vom Betrieb als sehr schwierig. Es ist weiterhin sehr wichtig, dass der Kontakt zu den betroffenen Pferden unter allen Umständen vermieden wird.

Warum ist die Infektion mit dem Virus denn so gefährlich?
Infektionen mit Herpesviren gehören nicht nur zu den verbreitesten, sondern auch zu den wichtigsten viralen Erkrankungen der Equiden. Viele Subtypen von Herpesviren existieren – das Pferd betreffen 5 davon (EHV-1 bis 5). Das gefährliche an einer Infektion mit dem Equinen Herpesvirus-1 sind die möglichen schweren Manifestationen wie Netzhaut-veränderungen , Spätaborte oder Totgeburten bei trächtigen Stuten, der Geburt von lebensschwachen Fohlen und Myeloenzephalitiden mit neurologischen Ausfällen von unterschiedlichem Schweregrad. Die Infektion mit dem Equinen Herpesvirus-4 soll vor allem zu Respirationsproblemen führen.

Kann man seine Pferde vor dem Virus schützen?
Trotz grossen Fortschritten im Verständnis und Investitionen in die Impfprophylaxe stellt vor allem das Equine Herpesvirus-1, in kleinerem Ausmass auch das Equine Herpesvirus-4 weiterhin ein ungelöstes Problem dar- unabhängig regelmässiger Impfungen. Warum? Herpesviren haben die Eigenschaft, nach einer Infektion in ihrem Wirt stumm und verborgen (latent) im Nerven- und lymphatischen Gewebe zu verbleiben-bis sie reaktiviert werden, sich erneut vermehren und die Pferde wieder ansteckend werden. Dies geschieht vor allem im Zusammenhang mit Stress. Das Virus lässt sich also nicht aus der Pferdepopulation eliminieren- Präventionen wie stressfreie Haltung, schonende Transporte, etc. um eine Reaktivierung der Trägertiere und eine Neuinfektion der Kontaktpferde zu Vermeiden, sowie das Einhalten von strikten Hygienemassnahmen zwischen gesunden und neu erkrankten Tieren sind die wichtigsten Vorsichtsmassnahmen.

Haben Sie eine Theorie, weshalb der Virus gerade bei uns in der Region wieder aufgeflammt ist?
Ich habe absolut keine Erklärung warum ausgerechnet unsere Region betroffen ist.

Wie empfinden Sie die Beunruhigung der Pferdebesitzer in der Region und ist diese berechtigt?
Die Pferdebesitzer sind verständlicherweise beunruhigt was zu einer erhöhten Sensibilität führt. Dies hilft natürlich damit die Vorsichtsmassnahmen besser umgesetzt werden können.

Ist absehbar ob/wann man diese Krankheit in Bättwil in den Griff bekommt?Da inzwischen der grösste Teil vom Betrieb betroffen ist, gehe ich davon aus, dass die Neuinfektionen bald abflachen. Die Sperre für den Pferdeverkehr wird noch mindestens bis Ende Februar andauern.

Im April findet in Bättwil die Sichtung der Kaderreiter Dressur statt – sehen Sie das Turnier in Gefahr?
Wir sind zurzeit noch im Gespräch mit den Verantwortlichen. Es wird bald entschieden ob das Dressurturnier stattfinden wird.

Das Team um Felix Graf und Christoph Jäggin verhält sich sehr vorbildlich. Auch was Information betrifft. Alle News zum Herpes Fall im RSZ Bättwil hier.