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Voltige: Simone Jäiser beendet Karriere in Dortmund mit erstem Sieg bei Weltcup-Finale

16. März 2016, in Aktuell

Schweizer Meisterin, Podest bei den Weltreiterspielen, Europameisterin – in Dortmund erreichte die Voltigier-Queen Simone Jäiser nun im Rahmen des Signal-Iduna-Cups einen weiteren Meilenstein ihrer Karriere. Beim Weltcup-Finale der Pferdeakrobaten sicherte sich die Volketswilerin ihren ersten Sieg, krönte eine beispiellose Laufbahn – und verabschiedete sich zugleich aus dem Zirkel.

Der letzte Tanz auf dem Rücken von Luk wurde dabei ein Abschied wie im Märchen. Mit 8,651 Punkten setzte sich die Spitzenathletin deutlich vor ihre Konkurentinnen, bezwang Kristina Boe aus Deutschland (8,49) als auch Newcomerin Isabel Fiala aus Österreich (8,032). Damit beendete die 29-Jährige nach Platz zwei im Vorjahr in Graz ihre beispiellose Karriere mit dem verdienten und fast schon überfälligen Titel.

Konkurrentin Kristina Boe fand treffende Worte: „Simone ist eine unglaubliche Einheit mit ihrem Pferd. Und sie ist kraftvoll wie keine andere Dame weltweit. Einige Übunden wird ihr auch in den nächsten Jahren keiner nachturnen können.“ Lebensgefährte Markus Aebi und Jäisers Vater Hanspeter „Hampi“ Jäiser wohnten dem höchst emotionalen Moment bei. Mutter Rita Blieske stand wie gewohnt an der Longe. Am Abend des letzten Triumphs, mit dem Jäiser ein Stück Voltige-Geschichte schrieb, floss die eine oder andere Träne des Glücks.

Bereits in der Qualifikation des Winter-Weltcups hatte Jäiser deutliche Ausrufezeichen gesetzt. Viermal war sie am Start. Dreimal siegte sie. Auch in Dortmund zündete die amtierende Europameisterin und Weltranglisten-Erste ein Feuerwerk an Voltigierkunst. So cool, wie es ausasah, war es aber nicht. „Ich war sehr nervös, so wie bei meinem ersten Championat.“

Nach der offiziellen Siegerehrung erhielt Jäiser aus den Händen der FEI-Koordinatorin Voltigieren, Bettina de Rham, eine weitere Auszeichnung: Die Schweizerin wurde anhand ihrer Resultate als weltbeste Athletin des Jahres 2015 geehrt, gemeinsam mit ihrem deutschen Kollegen Jannis Drewell, der die Trophäe bei den Herren entgegennehmen durfte.

Eine Enttäuschung musste in Dortmund die zweifache Weltcup-Siegerin Anna Cavallaro aus Italien hinnehmen. Die Gewinnerin der Weltcup-Finals in Braunschweig (Saison 2012/13) und Bordeaux (2013/14) musste auf ihr Ersatzpferd Dante umgurten, nachdem Harley – wie schon bei der EM in Aachen – den Vet-Check nicht passiert hatte. Mit 7,304 Zählern blieb die 30-Jährige deutlich hinter der Spitze. Platz fünf sicherte sich Nadja Büttiker vom Voltige-Club Lütisburg mit Keep Cool und Monika Winkler-Bischofberger an der Longe.

Im Pas-de-Deux gab es eine weitere mit einem Sieg gekrönte Verabschiedung aus dem Voltigiersport: Die Deutsche Pia Engelberty beendete mit ihrem Partner Torben Jacobs mit dem Weltcup-Sieg ihre Karriere. Das Duo vom Voltigierverein Köln-Dünnwald setzte dabei auf bewährte Schweizer Unterstützung: Vereins-Chef und Voltigier-Ikone Patric Looser hatte das Pferd Danny Boy im Zirkel vorgestellt. Bei den Herren sorgte der Leipziger Daniel Kaiser mit seinem Sieg vor dem Europameister Jannis Drewell für eine Überraschung.

Dortmund – die perfekte Wahl!

Nachdem Wien als Austragungsort für das Weltcup-Finale im Voltigieren ausgefallen war, fiel beim Weltverband FEI relativ kurzfristig die Entscheidung für Dortmund. Alternativ wäre Saumur in Frankreich eingesprungen. Doch dort wären die Voltigierer unter sich gewesen. In Dortmund waren sie eingebunden in eine große Pferdesportveranstaltung, die dem Voltigiersport wesentlich mehr Aufmerksamkeit brachte. Die Athleten lobten die Trainings- und Wettkampfbedingungen, die Wertschätzung durch den Veranstalter und die Zeiteinteilung, die sie zu publikumsfreundlichen Zeiten an den Start gehen ließ. „Vor allem sportfachlich ist hier alles ganz toll organisiert“, schwärmte die deutsche Bundestrainerin Ursula Ramge. Der Veranstalter freute sich über die zusätzlichen Zuschauer, die die Pferdeakrobaten mitbrachten. Es waren überwiegend sehr junge Besucher, die ein klassisches Reitturnier eher selten besuchen. Eventuell denken ja auch die Schweizer Veranstalter einmal über die Integration ins Programm nach. War in Dortmund ebenfalls ein Thema, auf das Jäiser angesprochen wurde.

Text und Fotos: Daniel Kaiser