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Unfall in St. Moritz: Das Interview mit dem dem Präsidenten des Rennvereins.

28. Februar 2017, in Aktuell, Newsticker

Am Sonntag kam es beim White Turf in St. Moritz bei einem Pferderennen zu einem traurigen Unfall. Weil die Eisdecke rund 150 Meter vor dem Ziel einen Riss hatte, wurde das Eis vom Wasser unterspühlt. Ein Pferd stürzte, in der Folge stürzten zwei weitere. Ein Pferd verletzte sich derart schwer, dass es vor Ort eingeschläfert werden musste. Der Jockey George Baker wurde ins Spital geflogen. Der dritte Renntag wurde daraufhin abgesagt. pferdonline konnte sich mit Thomas Walther, dem Vorstandspräsidenten des Rennvereins St. Moritz unterhalten. 

Thomas Walther, wie geht es dem Jockey, der am Sonntag beim White Turf verunglückte?
Glücklicherweise sehr gut. Er hat keinen einzigen Knochen gebrochen. Er sei noch sehr müde und schlafe viel, aber alles sieht gut aus.

Das Pferd wurde vor Ort sofort eingeschläfert. Es gibt Leute, die kennen sich im Rennsport nicht aus. Hätte das Pferd nicht noch gerettet werden können?
Auf Grund der schwerwiegenden Verletzungen war die Prognose für das Pferd aussichtslos. Es wurde deshalb mit dem Einverständnis des Trainers euthanasiert.

Besteht in solch dramatischen Unfällen mit Pferden eine Art „Notfallszenario“ was die Aufgaben Tierärzte anbelangt?
Selbstverständlich. Das Sicherheitskonzept sieht zB. vor, dass medizinische Hilfe für Mensch und Tier überall auf dem Rennplatz in maximal einer Minute verfügbar ist. Es sind 3 Ambulanztierärzte vor Ort sowie der Grosstierrettungsdienst. Und die Tierärzte sind klar instruiert.

Die Untersuchungen zur Beschaffenheit der Rennpiste laufen. Welche Art Spezialisten ist aktuell in die Untersuchungen involviert?
Es sind Mitglieder der Seekommission, der See Infra AG sowie weitere Fachleute wie Geometer Glaziologe etc.

Was können Sie zu den Ursachen des Unglückes sagen?
Nichts mehr als schon bekannt ist. Die Untersuchungen laufen.

Kann man eine Rennpiste nicht vorgängig testen?
Nein. Die Belastungen die beim „Endspurt“ eines Rennpferdes auftreten können nicht simuliert werden. Zudem wurde auf der Bahn während fast drei Wochen täglich trainiert und es fanden bereits drei Renntage ohne irgendwelche Zwischenfälle statt.

Was macht das Eis als Untergrund so unberechenbar?
Eis ist nicht grundsätzlich unberechenbar. Die Eisdecke ist fast 70 cm dick und extrem kompakt. Spannungsrisse sind ganz normal und entstehen dauernd. Was genau vorgefallen ist, wird jetzt untersucht.

Im Rennsport kommt es immer wieder zu grauenhaften Unfällen. Wenn ein Pferd stürzt, dann meist dramatisch. Wie kann der Spassfaktor an dem Sport überhaupt noch vorhanden sein?
Es kommt in allen Bereichen von Renn- und Spitzensport zu tragischen Unfällen. Nicht nur im Pferderennsport. Es ist die Faszination Rennsport, Faszination Rennpferd die Menschen auf der ganzen Welt in ihren Bann zieht.

Welche Lehren zieht das OK des White Turf aus diesem Unfall?
Unser Sicherheits- und Rettungskonzept funktioniert. Hilfe für Pferd und Jockey war augenblicklich zur Stelle. Die Strukturen, Krisenstab, Kommunikation etc. haben sich bewährt, und wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Sobald wir mehr wissen ziehen wir weitere Lehren, verlassen Sie sich darauf.

Welche Massnahmen werden künftig getroffen?
Der Unfall ist keine 48 Stunden her. Bereits jetzt zu sagen, was alles geschehen wird, ist nicht seriös. Jetzt wird analysiert was genau passiert ist und warum. Danach werden Massnahmen entwickeln um ähnliche Unfälle vermeiden zu können. Aber wir müssen auch die Tatsache akzeptieren, dass Unfälle auch in Zukunft nicht immer gänzlich verhindert werden können. Die Experten tun ihre Arbeit.

Beitragsbild: Thomas Walther, Vorstandspräsident Rennverein St. Moritz, teilt die Absage des 3. Renntages mit nach dem ‚GP Moyglare Stud‘, einem Flachrennen ueber 1300 Meter mit.