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Tierquälerei in Hefenhofen TG – der Besuch beim beschuldigten Pferdezüchter

7. August 2017, in Aktuell, Allgemein, Newsticker

Im Kanton Thurgau ist die Hölle los. Seit der Blick letzte Woche die desolaten Zustände im Stall des Thurgauer Pferdezüchters publik machte, sind die Leute ausser Rand und Band. Und dies zurecht! Auf den Schockbildern sind tote Tiere zu sehen, Pferde die nur noch im Mist stehen, abgemagerte Tiere – ein schreckliches Bild. Von 13 toten Pferden ist die Rede. Nun wurde ein Task Force eingesetzt.

Tierschützer belagern noch immer den Hof des Pferdezüchters K. im Thurgauischen Hefenhofen. Laut einer Demonstrantin soll die Situation vor Ort vor ein paar Tagen gar ausgeartet haben. Der Pferdezüchter sei aus dem Haus gekommen, habe herumgeschrien und anschliessend versucht, mit seinem Auto Leute über den Haufen zu fahren. So wird eine Demo-Teilnehmerin auf blick.ch zitiert. Gegenüber dem Medium bestätigt die Kantonspolizei Thurgau, dass Anzeigen eingegangen sind. Ob die Version der Demonstrantin stimmt, wollte die Polizei nicht bestätigen.

Am Samstag demonstrierten rund 200 Personen in Frauenfeld gegen den mutmasslichen Tierquäler aus Hefenhofen. Zur unbewilligten Demonstration aufgerufen hat der Verein gegen Tierfabriken Schweiz.

«Wie lange kann der Tierhalter so noch weiter machen?» fragen die Demonstranten mit Plakaten. Die Polizei sei mit einem kleinen Aufgebot im Einsatz, sagt der TELE TOP Reporter vor Ort. Die Demonstration sei laut dem Reporter aber friedlich und ruhig verlaufen.

«Schweiz aktuell» hat den beschuldigten Thurgauer Bauern auf seinem Hof besucht. pferdonline durfte den Beitrag von Reporter Mario Nottaris übernehmen:

Besuch beim beschuldigten Pferdezüchter
Die Vorwürfe an den Pferdezüchter im Thurgauer Hefenhofen wiegen schwer: Er soll seine Tiere quälen und verhungern lassen. Die Bilder sollen von einer ehemaligen Mitarbeiterin stammen. Sie zeigen Pferde, die bis auf die Rippen abgemagert sind oder tot im eigenen Dreck liegen. Jetzt hat die ehemalige Mitarbeiterin den Pferdezüchter angezeigt.

Anstandslos lässt uns Ulrich Kesselring auf seinen Betrieb: «Für mich ist das kein Problem. Wer zu mir kommt und anständig fragt, kann meine Tiere jederzeit anschauen.»

Als erstes zeigt uns der Bauer den Kuhstall. Auf den ersten Blick sehen die Tiere nicht abgemagert und ungepflegt aus. Hinter dem Stall stossen wir dann auf Berge von hartem Brot. Dass es manchmal verschimmelt ist, wie es die Fotos der ehemaligen Mitarbeiterin zeigen, streitet Kesselring gar nicht ab: «Das kommt vor. Das gibt es in jedem Haushalt, dass Brot einmal angraut. Aber das bringt niemanden um.»

Noch während wir filmen kommt der Gemeindeammann vorbei. Er will mit dem Bauern über die Vorwürfe der letzten Tage sprechen. Der Gemeindeammann ist öfter auf dem Hof. Aber tote Tiere, wie man sie auf den Fotos sieht, habe er noch nie angetroffen: «Ich will Herrn Kesselring weder in Schutz nehmen noch irgendjemanden vorverurteilen. Es gilt gleiches Recht für alle. Es muss sauber und objektiv abgeklärt werden, ob die Fotos wirklich alle hier gemacht wurden.»

Staatsanwalt hält Bilder für glaubwürdig

Genau das hat die Staatsanwaltschaft gemacht. Für sie ist klar: Die Fotos sind in den letzten neun Monaten entstanden. Und: «So wie mir die Verhältnisse vor Ort bekannt sind, gehe ich tatsächlich davon aus, dass die Fotos auf dem Hof des Beschuldigten gemacht wurden», sagt Stefan Haffter, Sprecher der Staatsanwaltschaft Thurgau.

Die Bilder zeigen den aufgedunsenen Kadaver eines Pferdes, ein totes Tier mit aufgerissenen Nüstern. «Ich hatte schon tote Fohlen», sagt der Beschuldigte. «Das gibt es einfach. Wenn zehn Frauen schwanger sind, hat auch da eine mal eine Frühgeburt oder eine Totgeburt.»

Sind Kadaver auf einem Hof normal?

Laut Experten des Bundes ist es nicht einfach gegeben, dass in einer Pferdezucht tote Tiere herumliegen. Auf den Einwand, dass ihn das Bundesgericht bereits einmal rechtmässig als Tierquäler verurteilt habe, antwortet er: «Insgesamt gibt es bis jetzt sechs Bundesgerichtsentscheide. Davon bekamen wir vier mal recht, einmal halb recht und einmal wurden wir verurteilt.»

Aber: Das Bundesgericht hat Kesselring als Tierquäler verurteilt. «Das ist so», sagt er. Jetzt stehen neue Untersuchungen an. Bis zu deren Abschluss gilt für den Bauern die Unschuldsvermutung.

Hier gehts zur Webseite von SRF.

Der Blick berichtete, dass eine Task Force eingesetzt wurde. Mitdabei Regierungsrat Walter Schönholzer, Chef des Departements für Inneres und Volkswirtschaft, das Veterinäramt, die Kantonspolizei, die Generalstaatsanwaltschaft und das Landwirtschaftsamt. Die Task Force wird die Öffentlichkeit «zeitnah» über die weitere Entwicklung informieren, wie es im Communiqué heisst.

Beitragsbild: Ein Foto, das von einer ehemaligen Vertrauten des Pferdezüchters gemacht wurde, die ihn daraufhin angezeigt hatte.