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Steffi Theiler – die neue Sportchefin des Mercedes-Benz CSI Zürich. Wer ist diese sympathische junge Frau? Eine Reportage.

19. Januar 2017, in Allgemein, Newsticker, Springen

Steffi Theiler ist die neue Sportchefin des Mercedes-Benz CSI Zürich. Sie übernimmt den Job ihres Onkels Rolf Theiler.  Dieser ist zusammen mit Steffis Papi Urs Theiler (Beitragsbild) der Gründer des renommiertesten Schweizer Sportanlasses – dem Mercedes-Benz CSI Zürich, der dieses Jahr vom 27. bis 29. Januar 2017 im Zürcher Hallenstadion stattfindet. Steffi Theiler arbeitet seit zehn Jahren hinter den Kulissen des Mercedes-Benz CSI mit, bringt nun frischen Wind, sorgt für Charme und Kompetenz auch im Vordergrund. pferdonline besuchte die sympathische Sportchefin in ihrem Büro in Thalwil. 

Eines der international wohl bekanntesten Hallenturniere, der CSI in Zürich 2017, steht kurz bevor. Für die neue Sportchefin, Steffi Theiler, bedeutet das organisieren, telefonieren, diskutieren – und nicht selten die Nächte durcharbeiten. Ein Tag habe ja nicht umsonst 24 Stunden, lacht die 30-Jährige. Im Büro der familieneigenen Immobilienfirma in Thalwil nimmt sie sich trotzdem Zeit für ein Gespräch. Ihr Bruder, mit dem sie die Firma führt, nimmt ihr in diesen Tagen einiges ab. So hat sie Zeit zu entscheiden, welcher Reiter wie viele Pferde mitnehmen darf. Oder mit Equipenchef Andy Kistler zu besprechen, an wen die Wild Cards gehen. „Das ist eine Gratwanderung“, verrät sie, „auf der einen Seite steht die sportliche Leistung der Reiter, auf der anderen Seite ist entscheidend, wen unser Publikum sehen will und wer für gute Stimmung sorgt.“

Die junge Frau tritt in grosse Fussstapfen. Ihr Onkel Rolf Theiler hatte ihre neue Aufgabe 28 Jahre inne, nachdem er den Anlass mit ihrem Vater Urs Theiler im Jahr 1988 ins Leben rief. Da war Steffi gerade zwei Jahre alt. „An die ersten Jahre auf der offenen Rennbahn Oerlikon kann ich mich nicht erinnern“, sagt sie, „aber ich weiss noch, welche Ideen mein Vater und mein Onkel am Anfang hatten und die haben sie umgesetzt: Sie haben den Anlass zu einem der weltbesten Indoor-Anlässe, zum hochdotiertesten Weltcup überhaupt gemacht.“ Ja, die beiden seien durchaus ihre Vorbilder, sagt die Thalwilerin stolz.

Mit Anfang 20 begann Steffi Theiler aktiv mitzuarbeiten. Sie betreute den Ticketverkauf, leitete Sponsorenführungen und erledigte administrative Aufgaben für ihren Onkel. Bis dieser im letzten Jahr entschied, sich als Sportchef zurückzuziehen. Am Sonntag, dem letzten Veranstaltungstag, nahmen die beiden Präsidenten, Urs Teiler und Reto Caviezel, Steffi beiseite. „Heute wird Rolf verabschiedet“, sagten sie. „Und du wirst die neue Sportchefin. Willst du das?'“ Steffi zögerte keine Sekunde. „Irgendwie habe ich ja damit gerechnet“, grinst sie. „Aber das war schon eine Riesenehre für mich.“

Dabei wollte sie die Familiengeschäfte – sprich die Firma und den CSI – keineswegs schon immer weiterführen. Nach der Sekundarschule wollte Steffi Theiler zunächst etwas ganz anderes machen – und startete eine Lehre als Arztgehilfin. Ein Jahr vor der LAP aber brach sie ab. „Ich hatte keine Zeit mehr für meine Pferde“, erinnert sie sich, „und musste mich entscheiden, was mir wichtiger ist.“ Sie wog ab. Ein Leben ohne Pferde konnte sie sich nicht vorstellen. Schliesslich konnte sie reiten bevor sie laufen konnte. Sie hatte zur Taufe zwei Shetland Ponies von ihrem Grossvater geschenkt bekommen. Erzielte Erfolge als Juniorenreiterin. Fühlte sich im heimischen Stall in Herrliberg und auf dem Bauernhof der Nachbarn heimisch, viel mehr als in der Arztpraxis. Somit war die Sache klar: Steffi Theiler begann das Sport-KV der Minerva. Mit den Hockey-, Fussball-, Tennisspielern in ihrer Klasse erlebte sie den Zusammenhalt unter Sportlern, den sie auch heute noch geniesst.

Trotzdem, eine Karriere als Profireiterin wollte sie nach ihrem Abschluss nicht verfolgen. Nach einer Reise durch Australien entschied sie stattdessen, hauptberuflich hinter den Kulissen zu starten. „Mir wurde klar, dass reiten mein Hobby bleiben sollte“, sagt sie. Natürlich bereitete es ihr weiterhin Freude, auf internationalen Turnieren zu starten. „Aber ich freue mich jedes Mal wieder nach Hause zu kommen und ins Büro zu gehen. Ich sage immer: die Realität zu sehen.“ Im Springsport gehe es eben um Summen, mit denen man als Normalverdienender gar nie konfrontiert werde und sei zudem auf Sponsorengelder angewiesen. „Das sind für mich zu viele Luftblasen. Ich brauche Sicherheit und möchte mein eigenes Geld verdienen.“

Und etwas bewegen möchte Steffi Theiler. Die eigenen Ideen zusammen im Team umsetzen. „Ich provoziere natürlich“, weiss sie, „weil ich beim Mercedes-Benz CSI nicht alles so weiterlaufen lasse wie bisher.“ Aber wenn das Turnier seinen Stellenwert behalten soll, müsse man es eben weiterentwickeln. So entschied Theiler, eines von zwei Helferspringen zu streichen und stattdessen zwei weitere Weltranglistenprüfungen ins Programm aufzunehmen. „Viele Reiter haben in den letzten Jahren diesen Wunsch nach mehr Prüfungen geäussert“, begründet sie die Entscheidung, „und unser klasse Teilnehmerfeld bestätigt das positive Feedback.“

Frischer Wind stösst aber bekanntermassen auch auf Gegenwind. „Ich wusste, dass mir nicht alle auf die Schulter klopfen werden“, sagt sie, und wirkt dabei gelassen. Die Missgunst anderer nicht an sich heranzulassen, hat ihr schon früh ihr Vater mitgegeben und auch der Springsport hat sie das gelehrt. Mitleid bekommt man schliesslich geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten. „Ich halte mich an die Menschen, die hinter mir stehen“, sagt sie. Energie tankt die naturverbundene Frau bei ihren Pferden. Aktuell reicht die Zeit nur selten, um ihnen einen Besuch abzustatten, aber die vier sind gut betreut beim ehemaligen Steve-Guerdat-Bereiter Simon Bürki in Bassersdorf. Der Fokus liegt klar beim anstehenden Anlass. Worauf sie sich am meisten freut? „Auf eine volle Halle, tollen Sport und mit meinem Team an einem Strick zu ziehen“, sagt sie und fügt an: „auf drei Tage mit einer Superstimmung und hoffentlich ohne Unfälle.“ Bis im nächsten Jahr die Organisation dann erneut losgehen wird. „Ich muss mich sicher anders beweisen, um zu zeigen, dass ich nicht nur die Tochter vom Theiler bin“, sagt die Sportchefin. „Und genau das möchte ich erreichen: mir einen eigenen Namen machen.“ Man darf also gespannt sein.

Alle Infos zum Mercedes-Benz CSI 2017 hier.

Text: Ann-Kathrin Schäfer
Beitragsbild: Steffi Theiler mit ihrem Vater und Co-Präsidenten Urs Theiler
Foto: Katja Stuppia / Mercedes-Benz CSI