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Skandal! Freibergerfohlen beim Marché-Concours vor den Wagen gespannt! Mit Video.

16. August 2017, in Aktuell

Am traditionellen Marché-Concours in Saignelégier sind am Sonntag fast 400 Pferde bei strahlendem Sonnenschein durch das Dorf gezogen –  ein Gespann in der Parade sorgte für grosses Aufsehen und ist ein echter Skandal: Da wurden tatsächlich zwei Fohlen vor einen Wagen gepannt! Der Präsident des Marché-Concours und ein Tierarzt nehmen Stellung. 

Schreckliche Bilder. Zwei Fohlen aufgetrenst und eingespannt! Haben Sie das schon einmal gesehen? Das gibt es wohl nur in der Schweiz. Und wenn, dann nur im Jura. Just bei den Pferdezüchtern, die sich ständig beklagen, dass die vielen Importpferde ihren Markt kaputt machen.

Eine Zuschauerin erzählt pferdonline weiter: „Wir standen am Strassenrand. Das Fohlengespann zog an uns vorbei. Den Leuten fiel der Kiefer runter. Wir fragten was hier abgeht. Einige Leute sagten, ach was, das ist ganz normal. Das ist jedes Jahr so!“ Da wurden also tatsächlich Fohlen vor den Wagen gespannt.

Noch nicht mal abgesetzt, schrien sie nach ihren Müttern. Die Stuten wurden zwischenzeitlich in Boxen untergebracht. Die Stuten waren nicht mal bei der Parade mit dabei. Die Zuschauerin erzählt weiter, dass die Fohlen aufgetrenst und sie mit Peitschen vorwärts getrieben wurden! Nach der Parade wurden die Fohlen ausgespannt und zum trinken zu ihren Mamis zurückgebracht. „Die Tiere haben geschrieen, sowas habe ich noch nie gehört“, so die Zuschauerin.

Wie kann man auf die Idee kommen, noch nicht einmal abgesetzte Fohlen vor einen Wagen zu spannen? Ein Fohlen aufzutrensen ist schon einen Fall für den Tierschutz. Der Präsident des Marché-Concours Gérard Queloz gegenüber pferdonline verteidigt: „Diese Fohlen am Wagen, das ist eine jurassische Tradition. Der Wagen ist ganz leicht. Und wenn es Probleme gibt, reagieren und helfen die Leute sofort“. Der Veranstalter brauche vom Tierarzt eine Bewilligung. „Und wenn der Tierarzt und der Besitzer der Fohlen sagt, das sei kein Problem, so glaube ich das“, so Queloz. Er sei zwar Präsident dieses Anlasses, aber kein Fohlenspezialist, so Queloz weiter. Ich solle mich doch bitte mit dem zuständigen Tierarzt in Verbindung setzen.

Der zuständige Kantonstierarzt Flavien Beuchat, ist Tierarzt ad interim. Er selber hat die Bewilligung nicht ausgesprochen, dies hat seine Vorgängerin gemacht. Aber er hat sich den Video angeschaut. Er versteht die Aufregung und sagt ganz klar:“Vom Gesetz her ist alles in Ordung gelaufen. Der Fohlenhalter macht das seit Jahren und er macht das sehr gut. Es stellt sich vielleicht die Frage ob man das Fohlengespann überhaupt noch zeigen soll oder nicht. Oder ob es vielleicht Anpassungen geben könnte“. Zum Beispiel, dass die Müttter mitlaufen. Der Tierarzt bekundet dies wie folgt: „Mit dem Fohlengespann will man zeigen, dass schon junge Freiberger sozialisiert werden.“ Beuchat ist sich der Dringlichkeit bewusst und hat das Bundesamt für Veterinärwesen eingeschaltet. Er wartet nun auf eine Stellungnahme aus Bern. Auf die Frage, ob er es gut findet, dass man Fohlen einspannt und auftrenst, sagt er: „Ich kann nur sagen, dass vom Gesetz her alles richtig gelaufen ist.“

Zu den Peitschenhieben sagt der Kantonstierarzt: „Das ist völlig normal, das man die Tiere mit der Gerte in Schach halten muss. Die Fohlen wurden aber immer korrekt behandelt.“ Und weiter: „Es ist auch völlig normal das Fohlen wiehern wenn sie von der Mutter weg sind. Auch das ist nichts Ungewöhnliches.“

Und das alles vor den Augen von Bundesrat Johann Schneider-Ammann und der jurassische Regierungspräsidentin Nathalie Barthoulot. Die beiden wurden in einer Kutsche des Nationalgestüts Avenches VD an den Anlass chauffiert.

Schauen Sie hier wie die Fohlen ausgespannt wurden!