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Schönbühl: Pferde von Hefenhofen (TG) im Verkauf – mit Video.

17. August 2017, in Allgemein

In Sand bei Schönbühl (BE) wurden heute auf dem Kasernenareal alle 80 Pferde aus der Beschlagnahmung des Hofes von Ulrich K. aus Hefenhofen (TG) verkauft. Auf dem Parkplatz sah es aus wie auf einem grossen Springconcours – aus der ganzen Schweiz sind die Leute mit Anhänger angereist um ein Pferd mit nach Hause zu nehmen. Rund 2000 Leute verfolgten das Geschehen. Mitdabei auch viele Tierschutzorganisationen.

Um 9 Uhr gings los. Der neutrale Pferdeexperte Henri Spychiger leitete den Verkauf. Er sagte, Ziel sei es, nicht so viel Geld wie möglich hereinzuholen. Wichtiger sei, dass bis am Abend alle Pferde einen Platz bei einem kompetenten Halter finden und der Verkauf erschwinglich sei für jedermann. So wurde jedes Pferd auf einen gewissen Betrag geschätzt, darauf erfolgte ein Maximalzuschlag von 500 Franken. So wollten die Behörden verhindern, dass spekuliert wird. Teilweise boten bis zu 70 Personen auf ein Pferd. Dass es auf ein einzelnes Pferd so viele Bieter gab, wurde mehrheitlich durch Tierschutzorganisationen organisiert, sehr zum Ärger von Privatpersonen, die sich ein Pferd sichern wollten. 13 Pferde wurden gestern von ihren Besitzern abgeholt. Diese Pferde waren in Hefenhofen in Pension.

Am Abend waren alle angebotenen Pferde verkauft. Nur der kleine Ponyhengst „Köbu“ wird bei den Rekruten bleiben und wird zum Zugsmaskottchen. Die Rekruten haben das Pony gekauft, alle anderen Interessenten sind zugunsten der Armeeangehörigen zurückgetreten. Nun dürfen sie das Pony behalten.

Die Schweizer Armee konnte sich in ein gutes Licht rücken. Die Pferde sahen zu Beginn des Verkaufs ansprechender aus als zuerst erwartet. Dafür leistete die Armee in den letzten Tagen vollen Einsatz.

Oberst Jürg Liechti (Bild oben) vom Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere Kaserne Sand hat die Tiere von der Ankunft vor neun Tagen bis heute begleitet. Er sagt: „Die Tiere waren teilweise so dreckig, dass wir ihnen die Mähnen komplett abschneiden mussten. Wir schnitten allen die Hufe aus, frisierten ihre Schweifs und wir konnten alle Pferde mit Wasser abwaschen.“ Die Tiere machten einen sehr ruhigen Eindruck. So auch die Stuten mit ihren Fohlen. Liechti: „Die Fohlen sind aufgrund der Mangelernährung alle rund zehn Zentimeter zu klein gewachsen.“ Doch offenbar können die Fohlen dies mit richtier Ernährung wieder kompensieren.

Wer ein Pferd erwerben wollte, musste einen Verkaufsvertrag unterschreiben. Darin war vermerkt, dass der Käufer gemäss Tierschutzgesetz auch halten kann. Pferdemetzger waren ausgeschlossen. Die glücklichen neuen Besitzer freuten sich meist über ihre Errungenschaft. So auch der bekannte Pony- und Anhängerhändler Fritz Krähenbühl. Er bekam via Losentscheid zu einer kräftigen Freibergerstute. Was er damit mache? „Die verkaufe ich jetzt weiter.“ Gesagt, getan. Noch auf dem Platz vermittelte er die Stute an seinen Nachbarn weiter.

Bei den Stuten mit Fohlen boten teilweise bis zu 70 Personen mit. Es war offensichtlich, dass Tierschutzorganisationen ganze Schwärme an Leuten mobilisierten um mitzubieten und sich dann für ein Los zu melden. Ein Vertreter der Organisation „Pferde in Not“ bestätigte das gemeinsame Vorgehen gegenüber der SDA. „Wir holen unsere Pferde zurück“, wird er dort zitiert. Seine Organisation habe den Thurgauer Behörden 300 Plätze im Vorfeld angeboten, doch diese hätten abgelehnt.

Warum wurden die Pferde nicht wie auf einer normalen Auktion versteigert? Oberst Jürg Liechti: „Es soll so sein, dass alle die Möglichkeit haben, zu einem Pferd zu kommen. Und dies zu einem vernüftigen Preis. Die Pferde sollen in kompetente Hände. Wir möchten nicht, dass ein Pferd nur aus Mitleid übernommen wird und dem neuen Besitzer dann auch das Geld ausgeht um es zu füttern.“

Text und Bild: Gina Kern