Am Sonntag sahnte er in Paris über 1.60 im Grand Prix Hermes mächtig ab und mit 54 Jahren ist der Marrokaner Abdelkebir Ouaddar kein Youngster mehr im Springsport, aber seine Sprünge waren im vergangenen Jahr besser als jene eines großen Teils der Weltelite und so kann er ohne Zweifel als einer der Newcomer der vergangenen Monate zählen. Seit 2012 mischt er den Springsport-Zirkus auf und hat sich mittlerweile seinen festen Platz erobert. Im Ranking der besten Pferd-Reiter-Kombination für das Jahr 2015 der FEI belegte Ouaddar sogar Rang 1 – auch dank seines unnachahmlichen Hengstes Quickly de Kreisker.
„Mein Tag beginnt sehr früh. Ich sage immer, dass ich ein „Early Bird“, ein früher Vogel, bin. Dies bedeutet, dass ich bereits um 7 Uhr im Stall bin. Ich lebe ja mittlerweile in Bois-le-Roi bei Paris und habe meine Pferde in den Ställen der Roziers stehen. Marcel Rozier ist mein Trainer.
Das Reiten und Training der Pferde nimmt auch die meiste Zeit an meinem Tag in Anspruch. Nach einem sehr kleinen Frühstück beginne ich mit dem Reiten. Dies bedeutet, dass ich dann auch den ganzen Tag beschäftigt bin damit. Vormittags reite ich meine „großen“ Pferde, sprich jene, mit denen ich in Großen Preisen an den Start gehe. Das sind beispielsweise Quickly de Kreisker, aber auch Cordano und Saphir, für den ich ganz viel Hoffnung habe. Auch das Mittagessen ist eher kleiner und ich nehme es im Stall zwischen den Ritten ein, wenn gerade Zeit ist. Nachmittags bin ich dann mit meinen jungen Pferden zugange. Insgesamt reite ich pro Tag um die sechs Pferde, manchmal auch mehr je nachdem wie viel Hilfe ich habe. Nachmittags kümmere ich mich auch abseits der Halle und der Reitplätze um die Pferde und sorge dafür, dass sie optimal umsorgt werden. Wenn ich damit fertig bin, versuche ich, immer noch etwas Sport zu treiben. Manchmal gehe ich Joggen oder Walken. Besonders gern ziehe ich durch die Wälder rund um die Stallungen. Auch auf dem Fahrrad habe ich da oft eine schöne Zeit. Ab und zu findet man mich in der Schwimmhalle, denn ich möchte meine Muskeln in Schuss halten.
Abends habe ich dann endlich Zeit, auch mal ausgiebig zu speisen. Ich mag besonders sehr gesunde Küche. Wir haben auch tolle Gerichte in Marokko, allerdings habe ich nie die Zeit, diese zu kochen. Ich denke mal, dass ich genau darum so viel nach Hause zu meiner Familie reise! (lacht)
Meine Lieblingsspeise ist das traditionelle Marokkanische Couscous. In Marokko isst man dieses jeden Freitag. Für mich war es in Frankreich anfänglich sehr schwer, freitags etwas anderes essen zu müssen. Aber man gewöhnt sich daran.
Ich mag es übrigens sehr, auch mal selbst zu kochen. Bei mir gibt es bevorzugt Salate. Man sagt, die könne ich sehr gut kochen.
Ansonsten bin ich abends meist nicht mehr so lange wach, Sie wissen ja, ich bin der frühe Vogel. Lesen ist nicht so meine Lieblingsbeschäftigung, aber ich schaue gern mal einen guten Action-Film – und viele Reitsport-Veranstaltungen auf unserem Sender „Equidia“.
Ab und zu ziehe ich auch gern mal mit Freunden oder Kollegen los und wir gehen gut essen und danach ins Kino – das macht mir schon Spaß. Dennoch ist für mich, sobald ich etwas freie Zeit habe, etwas anderes viel wichtiger: Nämlich, dass ich zu meiner Frau und Tochter nach Marokko reise. Ich bin eigentlich ständig am Flughafen, um entweder zu einem Turnier oder zu meiner Familie zu reisen. Wie ich ja schon vorhin sagte, dort gibt es das beste Essen. Aber eins muss ich sagen: Wenn ich meine Familie besuche oder auch mal mit ihr in Urlaub fahre, darf dies nie länger dauern als eine Woche. Denn dann habe ich Sehnsucht nach denen, die mir genauso alles bedeuten: Meine Pferde.“
Aufzeichnung: Alexandra Koch
Foto: Saut Hermes Paris