Er gilt nicht mehr „nur“ als Nachwuchstalent, wie das bis zu diesen Jahr oft der Fall war. Am Sonntag hat der 22jährige Martin Fuchs aus dem Zürcher Oberland den Durchbruch definitiv geschafft. An den Gucci Masters in Paris gewann er seinen dritten 5-Sterne-Grand-Prix. Es war der Supercoup im grossen Preis!
Im Sattel des zehnjährigen Holsteiners PSG Future sicherte sich Fuchs mit einer fehlerfreien Runde im Stechen den Sieg und damit genau 115.500 Euro Preisgeld. Ein super Erfolg für das Talent, das der berühmten Springreiterfamilie Fuchs entstammt, aus der in der vorherigen Generation die Brüder Thomas (Vater von Martin) und Markus Fuchs für Furore gesorgt hatten. Aber dennoch war der Sieg keine allzu große Überraschung. Erst im Oktober wurden Fuchs und PSG Future in der Weltcup-Qualifikation in Helsinki Zweite hinter Steve Guerdat und vor Pius Schwizer.
pferdonline: Martin Fuchs, wie erlebten Sie ihren Ritt am Sonntag?
Martin Fuchs: Es ist mir die ganze Woche in Paris schon sehr gut gelaufen. Ich fühlte mich gut in Form. Schon nach dem Normalparcours spürte ich, dass ein gutes Resultat möglich sein könnte. Dann kamen aber mehr starke Reiter als erwartet ins Stechen. So dachte ich, komm, ich probiere einfach was möglich ist und gab Vollgas! Aber ich habe natürlich nie an einen Sieg gedacht!
Nach dem Ritt durften Sie auf dem Podium die Runden der restlichen Konkurrenten verfolgen. Herzklopfen?
Ja, es war schon ein sehr spezielles Gefühl. Als nur noch zehn am Start wurden die Minuten immer länger. Ich kam dem Sieg immer näher: Ich zählte rückwärts – 6. dann 5. dann 4. plötzlich 3. dann kam Steve, der hatte Null, war aber langsamer. Ich konnte es kaum fassen. Es waren die längsten zwanzig Minuten meines Lebens.
Was geht einem da durch den Kopf?
Es war wie in einem Film. Ich schaute nur auf die Zeitmessung. Dann die unbeschreibliche Freude. Die Siegerehrung. Die Emotionen. Es war genial.
Nun haben Sie mit diesem Sieg 115 000 Euro gewonnen. Sie hatten eine super Saison. Was macht ein 22-jähriger mit so viel Geld?
Das ist ein schöner Batzen. Aber wissen Sie, es gibt auch viele Turniere, da verdient man nichts und hat hohe Auslagen. Dazu kommt, dass ich ja nicht selbständig bin, sondern bei meinen Eltern angestellt bin. Das Preisgeld gehört auch dem Pferdebesitzer.
Und der Besitzer von PSG Future heisst Peter Schildknecht. Im Sommer war das Pferd drei Monate weg aus ihrem Stall kam dann wieder zurück. Denken Sie, dass auch diese schwierige Zeit Sie mental weitergebracht hat?
Mich persönlich nicht extrem, aber meine Nachwuchspferde kamen etwas mehr zum Zug und das ist für die Zukunft auch sehr wichtig. Meine Saison hat sehr gut begonnen mit Top Resultaten in Zürich und Hongkong. Dann kam der Koller: Principal und Karin gingen auf die Weide. Piscou hatte eine Kolikoperation und Future ging kurzfristig zu Beat Mändli.
Kam dann aber zu ihrem Glück wieder zurück in den Stall.
Und so hatte ich die Möglichkeit ihn auch wieder länger zu reiten. Mit PSG Future bin ich 5 mal im GP5* gestartet und war vier Mal unter den besten sechs. Mit Clooney gewann ich den Schweizermeistertitel. Es kamen weitere gute Resultate in Verona und natürlich Helsinki dazu.
Hand aufs Herz: Paris ist ihr erster ganz grosser Sieg. Kaufen Sie sich mit dem verdienten Geld nicht eine kleine Erinnerung?
Ich werde dieses Jahr sicherlich mit grosser Freude Weihnachtsgeschenke kaufen. Nicht, dass ich das sonst nicht auch getan hätte. Aber nun mache ich es noch lieber….. Ich selber kaufe mir nichts. Oder doch? Okay ich habe mir in Paris ein Paar Gucci Turnschuhe gönnen wollen….
…und? Haben Sie es nicht gewagt?
Doch. Ich hätte Sie mir gekauft. Aber ein Pferdebesitzer wollte mir die Schuhe schenken. Eine tolle Erinnerung an ein tolles Turnier.
Am Donnerstag geht’s los mit dem CHI Genf. Ihre Erwartungen?
Mir wäre es Recht, wenn es so weitergehen würde (lacht.)
Hier noch der Sieges-Ritt von Martin Fuchs auf Video: