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Herpes! Impfen ja oder nein? Von Päivi Nussbaumer.

13. April 2015, in Medizin

Viele Pferde sind in der vergangenen Zeit in der Schweiz gehäuft an der Herpes Virus Infektion erkrankt oder zum Teil auch daran gestorben. Dabei litten betroffene Pferde an hohem Fieber, neurologischen Problemen oder trächtige Stuten abortierten. Auch in Deutschland, Österreich und Holland wurde von Herpes-Ausbrüchen berichtet. Alle führten dazu, dass Betriebe unter Quarantäne gesetzt und Veranstaltungen abgesagt wurden. Soll man die Pferde Herpes impfen – ja oder nein? 

Die Herpesvirusinfektion tritt weltweit bei Pferden auf. Das Herpesvirus wird vor allem mit Sekreten über die Atemwege (Husten, Nasenausfluss, Aerosole) ausgeschieden und über die Atemwege wieder aufgenommen. Nach überstandener Krankheit wird das Virus nicht vollständig aus dem Körper eliminiert, sondern es zieht sich in die Nervenzellen zurück, wo es vom eigenen Körper nicht erkannt wird. Man spricht von einer Latenz des Virus. Das betroffene Pferd bleibt lebenslang Virusträger und das Herpesvirus kann bei Stress (z.B. Transport, Stallwechsel, etc.), nach Operationen oder nach einer anderen Erkrankung wieder reaktiviert werden. Die Pferde selbst weisen bei der Aktivierung des Virus nicht immer klinische Symptome auf, stellen jedoch eine Infektionsquelle für andere Pferde dar. Ca. 80% aller Pferde sind Virusträger.

Es werden mehrere Typen von Herpesviren beschrieben, dabei spielen die Herpesviren der Typen Equines Herpes Virus (EHV) 1-5 bei Pferden eine wichtige Rolle. Die Herpesviren des Pferdes können nicht auf den Menschen übertragen werden und umgekehrt. Das Equine Herpes Virus 1 kann in Kombination mit EHV 4 eine Entzündung der Atemwege auslösen, die sogenannte Rhinopneumonitis. Weiter kann das EHV 1 zu Abort in der Spätträchtigkeit (zwischen 7. und 11. Trächtigkeitsmonat) oder zur Geburt von lebensschwachen Fohlen führen. Vom Virusabort kann nur eine Stute betroffen sein oder aber auch der ganze Bestand. EHV 1- Infektionen führen auch zu der gefürchteten neurologischen Erkrankung. Die betroffenen Pferde zeigen dabei Initial Koordinationsstörungen (sog. Ataxie) bis hin zum Festliegen und Tod. Das Equine Herpes Virus 2 spielt v.a. bei Fohlen und jungen Pferden eine Rolle bei der Erkrankung der oberen Atemwege (sog. Pharyngitis Follicularis). Weiter kann es auch für die Entzündung der Bindehaut und Hornhaut des Auges (sog. Keratokonjunktivitis) verantwortlich sein. Das Equine Herpes Virus 3 löst eine Genitalinfektion aus, die als Equines Koitalexanthem bezeichnet wird. Das Equine Herpes Virus 5 kann zu einer Lungenfibrose führen, der sogenannten Equinen multinodulären Lungenfibrose.

Eine spezifische antivirale Therapie gibt es nicht. Somit können die betroffenen Pferde nur symptomatisch therapiert werden. Am wichtigsten ist es die erkrankten Tiere zu isolieren um eine weitere Übertragung zu vermeiden. Ein weiterer wichtiger Punkt stellt die Prophylaxe dar; da Stress eine wichtige Rolle bei der Erkrankung mit Herpesviren spielt, ist eine Reduktion stressfördernder Faktoren sehr wichtig. Sollten neue Tiere eingestallt werden, sind diese zunächst unter Quarantäne zu stellen, um sicher zu stellen, dass keine Krankheitssymptome auftreten.

Ein wichtiger Bestanteil der Herpes-Prophylaxe stellt die Impfung dar. Die Impfung schützt das Pferd nicht vor einer Infektion und einer daraus resultierenden Erkrankung, doch der Verlauf ist in der Regel weniger dramatisch. Neuere Studien zeigen, dass in einem Bestand in welchem alle Pferde gegen Herpes geimpft sind, signifikant weniger häufig die neurologische Verlaufsform auftritt. Weiter scheiden die geimpften Tiere bei einer Neuinfektion oder Reaktivierung des latenten Virus weniger Virus aus. Durch die deutliche Reduktion der Virusausscheidung wird der Infektionsdruck gesenkt. Es ist daher sinnvoll den gesamten Bestand gegen Herpes zu impfen.

Momentan existieren nur gegen EHV 1 und 4 Impfstoffe. Die Grundimmunisierung erfolgt durch zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen und einer dritten nach 6 Monaten. Die nachfolgenden Wiederholungsimpfungen finden alle 6 Monate statt. Trächtige Stuten sollten im 5., 7. und 9. Trächtigkeitsmonat geimpft werden.

Text und Bilder: Dr. med. vet. Päivi Nussbaumer Fachtierärztin für Pferdemedizin