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Entwurmung – wo ist der Wurm drin? Fragen und Antworten.

11. November 2015, in Aktuell, Medizin

Der Wurm ist nichts weiter als ein „geometrisches Bauprinzip“ – so lernt man es im Biologie-Studium. Es gibt ihn also gar nicht – DEN Wurm, sondern eine ganze Reihe von teilweise nur sehr entfernt miteinander verwandten wirbellosen Tieren. Dennoch ist „der Wurm“ bei uns Reitern immer präsent. Was also kriecht da eigentlich herum, gegen das wir mit Wurmkuren angehen? Was können die nicht gerade ansehnlichen Tierchen anrichten? Wie geht man bei der Entwurmung korrekt vor? Ein Überblick.

Der Kreislauf des Bandwurms.
Der Kreislauf des Bandwurms.

Wann wird entwurmt?

Insgesamt sollten für das Jahr 4-6 Wurmkuren (Empfehlung: Dr. med. vet. Beatrice Dülffer-Schneitzer: Pferdegesundheitsbuch, FN Verlag, Warendorf 2009) eingeplant werden. Bei manchen Pferden, die älter als fünf Jahre sind, reichen aber auch zwei Wurmkuren, wohingegen Fohlen bis zu sechs Mal entwurmt werden sollten, da sie deutlich anfälliger sind.

Wie viele Wurmkuren genau verabreicht werden, kann eine Kotuntersuchung entscheiden. Allerdings sollten die Behandlungen vor der Weidesaison und im Spätherbst unabhängig davon immer erfolgen.

Die erste Wurmkur plant man im Februar-März ein, bevor die Pferde auf die Weide kommen. Sie bewirkt auch, dass die Koppel von Parasiten und ihren Eiern weitestgehend frei gehalten wird.

Die zweite Wurmkur ist für die Weidesaison, etwa Ende Juni bis Juli anzusetzen. Die dritte Wurmkur verabreicht man im Frühherbst Ende August bis September zum Ende der Weidesaison hin. Die letzte Wurmkur erfolgt im Herbst nach der Weidesaison im Oktober bis November. Von vielen wird diese als wichtigste der jährlichen Wurmkuren angesehen, da zu diesem Zeitpunkt auch die Larven der Dasselfliege im Pferdemagen bekämpft werden müssen. Neben den Dassellarven werden Rundwürmer und Bandwürmer durch die Wurmkur entfernt.

Die Wurmkur sollte wenn möglich allen Pferden im Stall zu einem Termin verabreicht werden. Allerdings können auch statt Wurmkuren Kotuntersuchungen vorgenommen werden und dann je nach Wurmbefall behandelt werden.

Welche Würmer befallen Pferde?

Grundsätzlich werden Pferde zum einen von Bandwürmern, zum anderen von Rundwürmern befallen.

Bandwürmer leben im Pferdedarm und werden dort etwa 25 cm lang. Die Eier der Bandwürmer werden über den Pferdekot nach draußen transportiert. Dort leben die Moosmilben, die als Zwischenwirt „dienen“. Diese werden von den Pferden beim Grasfressen aufgenommen. Bandwürmer sind relativ ungefährlich, sollten jedoch nicht darin unterschätzt werden, wie sie durch ihre Nahrungsaufnahme die Leistungsfähigkeit des Pferdes beeinflussen können. Auch können sie chronische Verdauungsbeschwerden hervorrufen.

Bandwurm im Blinddarm
Bandwurm im Blinddarm

Gefährlicher sind allerdings die Rundwürmer. Sie kommen zudem deutlich häufiger vor als Bandwürmer. Blutwürmer, Spulwürmer und Zwergfadenwürmer sind bekannte Gattungen, die fürs Pferd eine Rolle spielen.

Die Larven der Rundwürmer befallen Pferde direkt ohne Zwischenwirt. Die erwachsenen Würmer leben im Darm von befallenen Pferden. Dort legen sie Eier, die wiederum ausgeschieden werden. Die sich im Gras entwickelnden Larven werden von den Pferden wieder aufgenommen.

Blutwürmer-Larven sind nicht nur im Darm vorhanden, sondern bohren sich durch den gesamten Körper. Sie können Gefäße verstopfen, was beispielsweise zum Absterben bestimmter Darmabschnitte führen kann.

Palisadenwürmer
Palisadenwürmer

Spulwürmer gelangen durch die Lymphe und das Blut bis in die Pferdelunge, wo sie Blutungen verursachen können. Sie können Schäden in der Lunge sowie Darmverschluss herbeiführen. Besonders Fohlen können hier betroffen sein.

Spulwürmer
Spulwürmer

Zwergfadenwürmer befallen vor allem Fohlen. Auch sie können Lungenblutungen und Leistungsabfall herbeirufen.

Pfriemenschwänze können von Pferden überall im Stall aufgenommen werden, beispielsweise über die Tränke, Einstreu oder Futterbehälter. Die Eierpakete, die an der Haut der Pferde kleben, verursachen schmerzhaften Juckreiz. Die Larven wiederum wandern in den Pferdekörper und können dort Darmschäden verursachen.

Die Dasselfliege bzw. ihre Larven sind zwar alles andere als Würmer sondern Insekten, aber werden ebenfalls durch die Wurmkur bekämpft. Von Juni bis September sind die Tiere unterwegs und legen ihre Eier an den Haarspitzen der Pferde ab. Sie gelangen über Maul und Zunge in den Magen der Tiere, wo sie leben und sich von dessen Inhalt miternähren.

Magendasseln
Magendasseln

Welche Komplikationen kann es geben?

Mittlerweile sind vor allem etliche Rundwürmer teilweise resistent gegen die gängig verabreichten Wurmkuren. Palisadenwürmer sind beispielsweise schon bis zu 60-80 Prozent resistent gegen Benzimidazole, die häufig verwendet werden.

Narben im Darm von Parasitenwanderung.
Narben im Darm von Parasitenwanderung.

Wichtig ist vor allem die richtige Dosis bei der Wurmkur. Eine zu geringe Dosis kann die Resistenzbildung fördern. Lieber sollte ein Mittel um etwa 20 Prozent überdosiert werden.

Stoffe wie Pyrantel oder Ivermectin haben nahezu keine nachweislichen Nebenwirkungen. Heute verwendete Wurmkuren sind meist sehr gut verträglich.

Eine Gefahr kann allerdings entstehen, wenn Pferde lange nicht entwurmt wurden. Dann sterben große Parasiten-Mengen gleichzeitig ab, was Koliken und vergiftungsartige Symptome verursachen kann.

Was kann neben regelmäßigen Wurmkuren getan werden?

Experten empfehlen vor allem Hygiene im Stall. Pferdemist sollte täglich entfernt werden – und besonders gründlich nach der Verabreichung der Wurmkur. Der Boden im Stall sollte wenn möglich trocken gehalten werden. Es ist sinnvoll, die Ställe einmal im Jahr komplett mit dem Dampfstrahler zu reinigen.

Auf der Weide sollten Pferdeäpfel täglich abgesammelt werden. Weiden sollten zudem nicht mit Pferdemist gedüngt sein. Weniger Pferde auf einer gemeinsamen Weide vermeidet unnötiges Ansteckungsrisiko. Es ist außerdem sinnvoll, Weiden regelmäßig im 2-Jahres-Rhythmus durchzutauschen, was obendrein auch der Grasnarbe zugutekommt.

Bei stärkerem Wurmbefall ist ein Parasitenmonitoring sinnvoll. Dieses wird durch Kotuntersuchungen vorgenommen. Wenn bekannt ist, welche Tiere vorhanden sind, kann man die Pferde gezielter behandeln.

Helfen Homöopathie und Co?

Der bloßen „Wurmkur“ mit Hilfe von Homöopathie stehen Tierärzte kritisch gegenüber. Allerdings können einige Kräuter die Bekämpfung von Würmern unterstützen. Dazu gehören Knoblauch, Beinwell und Thymian, aber auch das Kreuzblütler-Gemüse Meerrettich. Sie sind allerdings als „Wurmkur-Ersatz“ auf keinen Fall geeignet.

Akupunktur und Akupressur können unterstützen, sind aber ebenfalls kein „Allheilmittel“.

Text: Alexandra Koch