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Nachwuchs-EM in Oliva Nova (ESP) – Überraschungen, Erfahrungen und Tränen – mit Videos!

24. Juli 2016, in Dressur, International

Das Multitalent Estelle Wettstein bei den Jungen Reitern und die 17-jährige Naomi Winnewisser bei den Junioren erreichten sehr gute Resultate im Kürfinal bei den Europameisterschaften in Oliva Nova (Spanien). Es gab Überraschungen, Erfahrungen und Tränen. 

Bereits nach den Teamtests am Donnerstag zeichnete sich ab, dass die beiden Schweizer Nachwuchsreiterinnen und ihre Pferde sehr gut in Form sind. Bei den Jungen Reitern erfüllte Estelle Wettstein das, was man von ihr erwartete und gar noch mehr! Estelle und die Stute West Side Story konnten sich im Verlaufe der EM-Tage steigern und sorgten für eine richtige Überraschung!

Mit dem knapp verpassten Podest und Rang vier in der Kür( 76.1 %) zur Musik des Musicals West Side Story setzte Estelle den hell leuchtenden Glanzpunkt dieser EM und verpasste leider nur ganz knapp eine EM-Medaille. „Ich bin überrascht und kann das gute Resultat noch gar nicht glauben“, so Estelle zu pferdonline. Dabei wollte Estelle die junge Stute eigentlich nur an die EM mitnehmen, um Erfahrung für das Pferd zu sammeln. „Das Ziel war die Kür. Aber dass sie sich so steigert, hätten wir nicht gedacht. Bereits die Wochen vor der EM machte West Side Story unglaubliche Fortschritte“. Dies war übrigens Estelles 7-Europameisterschaft in der Dressur und die 12. insgesamt (mit Springen)!

Die erst 8-jährige Oldenbugerstute  West Side Story von San Amour aus einer Walzertakt-Donnerhall-Mutter ist noch mehrheitlich turnierunerfahren, obwohl sie seit vierjährig im Besitze ihrer Mutter Marie-Line ist. „Wir haben sie sanft ausgebildet, weil wir um ihr grosses Potential wussten. Wenn man die Pferde wenig startet, gerät man nicht in Gefahr sie zu überfordern“, so Wettstein. Den ersten nationalen St. Georg lief die Rappstute im Juni in Grüningen diesen Jahres. Zuvor zeigte Estelle das Pferd in Holland und Frankreich.

Im Team Test erreichte die Wermatswilerin mit ihren Kolleginnen den 9. Schlussrang. In der ersten Prüfung startete die Stute mit 71 Prozent. Im Individual am Samstag 71.9 Prozent (Rang 7.) und in der Kür 76.1 Prozente.

Hier geht es zu den Resultaten des Küfinals Junge Reiter.

Nebst dem guten Resultat von Estelle sorgte auch die Juniorin Naomi Winnewisser für ein tolles Championatsresultat. Mit dem ehemaligen Celler Deckhengst Fürst Rousseau erreichte die 17-jährige Wattwilerin im Kürfinale mit 71.9% den 11. Schlussrang. „Schade, dass es nicht für die top ten gereicht hat“, so Naomi gegenüber pferdonline. „Trotzdem bin ich super zufrieden mit Fürsti. Er hat sich jedenfalls ganz brav benommen, das ist nicht immer so,“ schmunzelt Naomi, die ihre Musik zur Kür von Adèle ausgesucht hatte.

Hier die Kür von Naomi:

Naomi Winnewisser bestritt in Oliva ihre sechste Europameisterschaft. Viermal war sie bei den Ponys am Start, diese EM war nun die zweite mit Fürst Rousseau, dem 11-jährigen Hannoveraner (mittlerweile Wallach) von Rousseau. Dass sie in der Lage ist über längere Zeit super Resultate abzuliefern zeigte sie in Spanien – auch nach ihrem Trainerwechsel zur Holländerin Nicolette van Leeuwen. Im Oktober wird Naomi übrigens 18-jähre alt und ab nächstem Jahr wird sie auch im Alter der Jungen Reiter sein.

Hier geht es zu den Resultaten der Junioren.

Fürst beim Duschen - es war sehr heiss in Oliva!
Fürst beim Duschen – es war sehr heiss in Oliva!

Ebenfalls ab nächstes Jahr im Jungen Reiter Alter sein wird ganz offiziell die Schülerin von Christian Pläge, Stefanie Hartmann, die an diesem Championat Darek mitgenommen hat und bei den Jungen Reitern an den Start ging, obwohl sie sich auch mit ihrer Stute Lady Gaga bei den Junioren für diese EM qualifizieren konnte. „Wir haben uns für das erfahrenere Pferd entschieden und darum ist Steffi bei den Jungen Reitern geritten“, so Stefanies Mami Brigitte Hartmann, die in Kirchberg ein Pferdekrematorium betreibt.

Die dritte im Bunde bei den Jungen Reitern war Sharon Höltschi mit Daniolo. Die Zürcherin erreichte im Teamtest 65.39 Prozente und im Individual 63.89 Prozente. Die Schülerin von Markus Graf zeigte laut Bemelmans  eine hervorragende Trabtour, hatte dann aber Wechselfehler in der Galopptour, was sie viele Prozente kostete.

Heidi Bemelmans Foto
Heidi Bemelmans

 

Teamchefin Heidi Bemelmans ist mit dem Nachwuchs mehr als zufrieden. „Mit dem heutigen Resultat von Estelle war in meiner Amtszeit ein sportlicher Höhepunkt erreicht. Wir haben noch nie in einem grossen Finale den vierten Rang geschafft. Und auch Naomi hat drei beständige schöne Prüfungen geritten und wurde mit tollen Prozenten belohnt“, so Bemelmans. Sie sagt, alle Nachwuchsreiterinnen hätten sich super auf dieses Championat vorbereitet, hätten ihr bestes gegeben und man habe es halt einfach mit einem Lebewesen zu tun. „Ein Championat oder eine Meisterschaft hat seine eigenen Gesetze. Hier schleichen sich schnell Fehler ein die viele Punkte kosten“, so die Teamchefin. Alle Teilnehmer hätten sehr gute Pferde und würden technisch stark reiten. „Da braucht es manchmal auch das nötige Quentchen Glück“, sagt Heidi Bemelmans.

Denn nicht nur die Kürteilnehmerinnen haben an dieser EM viel gelernt. Auch die Juniorinnen Elena Krattiger und Charlotta Rogerson lieferten sehr gute Resultate ab. Beide Reiterinnen zeigten im Teamtest, dass sie ganz nahe an der 70-Prozent-Marke kratzen.

Eine tragische Erfahrung machen musste die erst 16-jährige (sie feierte in Oliva Nova ihren Geburtstag!) Léonie Guerra. Ihr Pferd Atnon wurde wegen einer Lahmheit in der Prüfung abgeläutet. Teamtierarzt Marco Hermann erklärt: „Beim Abreiten und Einreiten war alles normal. Léonie grüsste und ritt los. Dann nach der ersten Wendung eine Unreinheit, Schulterherein, Volte und dann die Lahmheit“. Léonie wurde rausgeklingelt. Was war passiert? Hermann: „Er in der Beugeprobe geringgradig lahm. Am nächsten Tag etwas weniger und am übernächsten Tag war keine Lahmheit mehr vorhanden. “ Gemäss Reglement durfte Léonie den Individual Test aber nicht mehr bestreiten. Hermann: „Die Familie Hofer und auch Léonie haben diese Erfahrung mit viel sportlichem Verstand aufgenommen, das muss man an dieser Stelle erwähnen!“ Und auch Heidi Bemelmans findet tröstende Worte: „Eine solche Erfahrung kann für die Zukunft unglaublich viel Wert sein, auch wenn sie im Moment sehr weh tut!“

Léonie ist übrigens die einzige aus dem Juniorenteam, die im Juniorenalter bleibt. Es wird sich also nach den Schweizermeisterschaften einiges ändern im Nachwuchsbereich.

Hier geht es zu sämtlichen Resultaten der EM 2016 in Oliva Nova.

Text: Gina Kern
Fotos und Videos: Marie-Line Wettstein, Sabine Winnewisser