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Dressur Compiègne: Viel war top, einiges war flop. Die Equipenchefin sagt: „Der Weg ist noch weit!“

22. Mai 2017, in Dressur, International

Es war ein intensives verlängertes Wochenende im französischen Ort Compiègne. An das internationale Dressurturnier reisten grosse Namen, tolle Pferde und einige Schweizer. Die Equipenchefin Geneviève Pfister bot alle Schweizer Elitepaare auf, bei der „offiziellen Schweizer-Sichtung“ teilzunehmen. Nicht dabei war Marcela Krinke Susmelj, die dieses Wochenende international in Lippica (SLO) unterwegs sein wird.

Am Donnerstag gings los mit dem CDI3*. Hier bekam Pfister sechs Startplätze, weil sie im CDI5* nur zwei Reiter und somit kein Team an den Start schickte. Im GP der 3-Sterne-Prüfung war beste Schweizerin Charlotte Lenherr mit Darko of de Niro. Die gebürtige Engländerin schrammte mit ihren 68.9 Prozenten nur haarscharf an der Platzierung vorbei, freute sich aber trotzdem sehr: „Ich bin super glücklich und zufrieden. Wir steigern uns bei jedem internationalen Turnier. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl im Viereck.“ Lenherr entschied sich die Kür zu reiten, wo sie auf dem 7. Schlussrang landete – die Richter verteilten dem harmonischen Ritt 71.650 Prozente.

Zweitbeste Schweizerin im Feld des CDI3* war mit 65.830 Prozenten Alexandra Zurbrügg mit der Stute Get Time. Die Baselbieterin kämpft noch immer in der Piaffe, dass das Pferd nicht ausser Kontrolle gerät. Zurbrügg entschied sich für den Grand Prix Spezial. Leider konnte da die ganggewaltige Stute nicht punkten und landete auf dem zweitletzten Schlussrang mit 63.882 Prozenten.

Hier gehts zu den Resultaten des Spezial.

Gewonnen wurde der Spezial übrigens wie der Grand Prix der 3-Sterne-Tour von Olympiareiterin Helen Langehanenberg mit dem 9-jährigen Holländerwallach Suppenkasper, gezogen von Spielberg aus einer Krack-Mutter.

Weiter im Feld des GP3* zu finden waren dann weitere Schweizer. Zum Beispiel Gilles Ngovan mit Satchmo M, Rang 26 und 65.080 Prozente, Rang 30. Philine von Bremen mit Artemis, Rang 31. Barbara Bertschinger mit Rubin Cortes, 63.080 % und am Schluss des Klassementes landete Elena Fernandez mit Sueno, der offensichtlich nicht ganz fit war. Nach der Prüfung wurde ihm Fieber gemessen. „Er war so matt und müde“, sagt Pfister. „Vielleicht machte ihm das heisse Wetter vom Mittwoch zu schaffen.“ Die junge Schweizerin Philine von Bremen reiste nach dem Grand Prix ab. Sie war mit dem Resultat offensichtlich nicht glücklich und so bestritt sie keine weiteren Prüfungen mehr. Pfister dazu: „Das Pferd ist mit seinen 18 Jahren schon etwas älter, er hat schon sehr viel geleistet in seiner Karriere und ist ein super Lehrpferd. Vielleicht sollte sie keine internationalen Starts mehr planen mit Artemis.“

Hier geht es zur Rangliste des Grand Prix 3-Sterne.

Alle ausser Alexandra Zurbrügg (Spezial) ritten dann alle vier verbleibenden Paare die Kür. Wie gesagt, vermochte Lenherr als Einzige einen Blick in Richtung Spitze zu werfen. Die anderen Schweizer landeten in der Kür auf den Rängen 12, 13 und 14 – also am Schluss des Klassementes.

Compiège war entweder top oder flop. Was war los? Equipenchefin Geneviève Pfister mochte sich nicht so richtig dazu äussern. „Mein Fazit zu dieser Sichtung ist einfach. Sagen wirs so, der Weg ist noch weit. Und die Konkurrenz gross! Wir arbeiten weiter!“

So schnell kommt man an den klingenden Namen wie Diederik van Silfhout, Patrik Kittel oder Adelinde Cornelissen nicht vorbei. Auch wenn sie in der 3-Sterne-Tour „nur“ ihre Nachwuchsperde sattelte. Doch wenn die lostraben, dann ist auch bei den Youngsters richtig Musik drin!!

Die erfahrenen Pferde sattelten die Spitzenreiter dann im CDI5* – der Wertung für den Nationenpreis. Die Schweiz nahm nicht am Nationenpreis teil, weil die meisten Paare ausser Caroline Häcki und Antonella Joannou „noch nicht so weit sind“, wie Pfister erklärte. „Ich hätte sie ins kalte Wasser geworfen und das wollte ich nicht. Die Entscheidung war richtig“, so Pfister weiter. Also war es dann der Brite Wilton Spencer mit Super Nova III der mit 75.320 Prozenten vorzeigte, wie man auf internationalem Niveau reitet. Helen Langehanenberg tat es ihm gleich, ritt auf Rang 2 mit 74.980 Prozenten. Auf Rang drei dann Tinne Vilhelsmon Silfavan mit Paridon Magi – 73.2 Prozente. Auf Rang 12 war die Genferin Antonella Joannou mit Dandy de la Roche CMF CH anzutreffen. Sie zeigte eine sehr gute, sehr harmonische Runde. Pfister war zufrieden: „Das Pferd zeigt Fortschritte im Viereck, das freut mich. Im Training war das immer gut, dann verlor sie ihn in der Prüfung. Nun brachte sie die Leistung ins Viereck, das gefällt mir.“ Antonella knackte die 70-Prozent-Marke und ritt sogar auf den neuen Technischen Advisor des Schweizer Teams, Gareth Huges. Der Engländer betreut die Schweizer seit einiger Zeit und trainiert sie regelmässig in der Schweiz.

Nicht nach Plan verlief diese Prüfung auch für Caroline Häcki. Die gelernte Polizistin und mittlerweile zweifache Mutter trainierte ihren Rigoletto Royal zwar auf ein gutes Niveau wieder auf, dennoch fehlte ihm wohl etwas die Kraft in diesem gut besetzten Feld, letzter Rang und 63 Prozente waren das Resultat im GP, in der Kür kam sie auf den 16. Schlussrang.

Erfreuliches gab es dafür von der Nachwuchsfront. Die quirlige Oltnerin Carla Aeberhard sattelte ihr Nachwuchspferd Delioh von Buchmatt und holte sich drei tolle Platzierungen im St. Georg, Inter 1 und in der Kür. Und als absolute Spitzenreiterin ist erneut Estelle Wettstein hervorzuheben. Die Wermatswilerin siegte bei den Jungen Reiter mit ihrer 9 Jahre alten Stute West Side Story, sowohl in der Teamwertung (71.9%) wie auch in der Einzelwertung (74.1%) und wurde mit 72.8% Dritte in der Kür (Foto unten).

Im Grand Prix der U-25-Tour wurde Estelle mit Friedrich der Grosse mit 66% gute Vierte. In der anschliessenden Kür reichte es ihr mit dem 6. Rang (68.5%) knapp nicht mehr für eine Klassierung. Diese holte sich dafür Tamara Roos, welche sich mit Amaretto XII noch vor die Zürcherin setzte und sich in der Kür Rang 5 (68.5%) sicherte, nachdem sie im Grand Prix mit 66.2% den 7. Rang erreicht hatte.

Bei den Junioren erreichte Lars Bürgler im Sattel von Remember Passion einen guten 8. Rang in der Einzelwertung mit 67%.

Hier können Sie ALLE Resultate aus Compiègne nachschauen.

Text: Gina Kern
Beitragsbild: Antonella Joannou mit Dandy de la Roche CMF CH in Compiègne
Fotos: Edouard ECARY