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Ein Steigbügel. What else? Ein Lifestyletest.

1. Januar 2015, in Lifestyle

Ein Steigbügel. Was solls. Ist halt ein Steigbügel. Ein Bügel zum Steigen. Was soll denn an einem Steigbügel schon revolutionär sein. Ich merke nur einen Unterschied, wenn ich das Pony meiner Tochter reite. Denn da ist der Steigbügel kleiner. Ja, der Bügel klemmt manchmal saumässig – hinten am Fussgelenk. Er ist unbequem. Er hängt so saublöd schlabberig. Zudem schmeisst mich das Pony immer nach rechts. Ich kann den Steigbügel links nicht austreten. Steigbügel. Schon mal Gedanken darüber gemacht? Ein Steigbügel schaut seit hundert (oder tausend) Jahren gleich aus. Eher langweilig. Ich begegne ihm meist nur vor dem Turnier. Zum putzen. Dann wenn ich den Gummi poliere:)

Da kam im Sommer mal eine Dressurreiterin mit pinken Steigbügeln. Mit Löchern drin wie der Emmentaler Käse. Nach zwei Turnieren wurden diese pinken Dinger wieder abmontiert. Keine Ahnung warum.

Bereits schon wieder etwas Vergangenheit….
Bereits schon wieder etwas Vergangenheit….

Der Steigbügel tut was man von ihm verlangt: Ein Bügel zum Steigen. Auf und ab. Doch dass ein Steigbügel eben nicht nur ein öder Steigbügel ist, habe ich heute morgen, bei gefühlten minus 12 Grad in der Reithalle erfahren.

Steigbügel nebeneinander Box
Links der Springbügel, rechts der Dressurbügel:)

Da schnall ich den neu gekauften Steigbügel – (Verkäuferin: „Dä muesch unbedingt chaufe, isch würkli guet“) – der eben nur ein Steigbügel ist, in den spröden Lederriemen rein. Endlich merke ich welcher Bügel links und welcher Bügel rechts hinkommt. Diese Dinger sind anatomisch geformt. Vorher war es halt einfach ein Steigbügel, „tritt mal auf den Bügel drauf „– höre ich meine ehemalige Trainerin in Norddeutschland rufen. Zum Drauftreten tut ers grad noch – denk ich. Es kann doch nicht sein, dass ein Steigbügel ein Feeling verändert.

 

Irgendwie schon stylisch, oder?
Irgendwie schon stylisch, oder?

Dann reitet eine Freundin in der Halle. „Hey, die Stiegbügel sind genial!“, ruft sie mir zu, während ich den Riemen krampfhaft morksend im Sattel einfädle. „Vo wo häsch die“, fragt ich sie. Ich dachte ich sei revolutionär mit meinen neuen Steigbügeln die die Welt verändern sollten. Und jetzt das. Da reitet schon jemand damit rum. „Und sinds anderscht?“, frage ich sie lachend. „Ja du glaubsch es nöd – sie sind super. Fädered total guet. Und s Bei chammer schön ruhig hebe.“ Ah, federn. Das kann man oder man kann es eben nicht. Und das Bein ruhig halten sollte ich mittlerweile auch können. Dachte ich.

Springbügel mit extra breiter Auflagefläche...
Springbügel mit extra breiter Trittfläche…

Es leuchtet ja ein, dass man fürs Springen eine breitere Trittfläche braucht. Man steht auf im Sattel und überspringt Hindernisse. Mein revolutionäres Modell – das es für die Nicht-Springer übrigens im eleganten Lackschwarz und Silber gibt – ist schwarz. Alleine das irritiert mich. Ich steige auf. Vom Boden auf. Noch ist der Steigbügel ein Bügel, der hängt. Auf den ich drauftrete. Mitschwinge. Schon im Schritt spüre ich den Unterschied.

Steigbügel Rebi Box
Kann man schlecht beschreiben, man muss es spüren…

Es soll kein Werbespott sein. Aber dass ein Steigbügel ein Gefühl so ändern kann, hätt ich niiiiiiieeee gedacht. Der Bügel fühlt sich weich an. Nein! Ich bin nicht esotherisch!!!! „Und?“, ruft meine Kollegin. Ich weiss gar nicht was ich sagen soll. „Dä fädered mit, es super Gfühl.“ Dieses Gefühl ist revolutionär – genial. Warum? Er hat eine anatomische Passform. Es ist klar, welcher Bügel rechts und welcher links hingehört. Er lässt das Fussgelenk federn.

Steigbügel Buchstabe Box

Ich steige ab und studiere die Verpackung. Eine schwarze coole Schachtel. Italienisch halt. Da steht vom Hersteller Lorenzini geschrieben: Steigbügel aus Aluminium und Titan garantieren Haltbarkeit, Leichtigkeit und Bioverträglichkeit. Was? Bioverträglichkeit? Ich dachte ein Steigbügel ist nur ein Steigbügel. Bioverträglich. Was heisst das? Lassen wir das. Dreieckige Form um ein Verdrehen zu erschweren. Stimmt: Links, rechts. Egonomische Grösse zur grösseren Sicherheit bei Stürzen. Stimmt: An der optischen Form könnte man noch arbeiten. Verbreiterter Rand für einen grösseren seitlichen Halt des Fusses. Stimmt: „Tritt den Bügel aus links!“ Oh my good. Sagt meine Tochter in solchen Situationen. Weiter? Trittfläche aus gerändeltem Titan. Gerändeltem Titan. Ich muss googeln. Sorry. Da steht: rändeln bezeichnet eine Technik der Materialbearbeitung. Der Steigbügel wird zum Hightech-Ding. Und zum Schluss: Schräge Trittfläche um den Ein- und Austritt des Fusses zu erleichtern.

Wahnsinn. Dass ein Steigbügel so komplex sein kann, hätt ich nie gedacht. Heute weiss ichs. Mein Bügel ist vom Rosslade in Wallisellen und Pratteln – kaufen kann man ihn aber überall. Und wer denkt ich hätte ihn geschenkt bekommen liegt falsch: Er kostet 259 Franken. Und ist jeden Rappen wert. Wie gings noch? Ein Steigbügel ist doch nicht nur ein Bügel. Nun nach ein paar Tagen gebrauch muss ich noch eines anfügen: Die Farbe des Bügels ist nicht sehr strapazierfähig und wenn man mit der Bande touchiert, so ist die lackschwarze Farbe am Bügel weg. Vielleicht doch besser silbrig?