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Christine Stückelberger. Das Interview zum Unfall und der Schweizer Dressur.

5. Juni 2014, in Aktuell, Dressur

Sie ist noch heute der Inbegriff der Schweizer Dressur: Christine Stückelberger (67). Nun hatte die Dressur-Königin am Samstag vor einer Woche einen schlimmen Unfall. Seit Freitag ist sie wieder zu Hause. pferdonline sprach mit Stückelberger über den Unfall und sinnierte mit ihr über die Schweizer Dressur.

pferdonline: Frau Stückelberger, was ist passiert?
Ich war in der Reithalle und habe Mist aufgesammelt. Dabei liefen zwei Pferde frei, die miteinander spielten. Es war jemand aussen an der Halle und war mit Gartenarbeiten beschäftigt. Die Pferde kamen zu mir und schauten, was ich mache. Da plötzlich krachte es und die Pferde erschraken. Sie drehten ab und schlugen aus. Da traf mich eines der Pferde.

Sie haben elf Rippen gebrochen…
Ich flog durch die Luft und habe die Rippen gebrochen. Bis auf eine Rippe alle. Zum Glück habe ich keine inneren Verletzungen.

Da haben Sie Glück im Unglück gehabt. Und jetzt?
Am letzten Freitag kam ich aus dem Krankenhaus. Ich musste viele Atemübungen machen, damit sich der Brustkorb wieder öffnet. Es ist alles sehr sehr schmerzhaft. Ich kann nur kurze Zeit etwas kleines erledigen, dann muss ich mich wieder hinlegen.

Was machen Sie nun den ganzen Tag?
Ich erledige die viele Post die in den letzten Tagen liegengeblieben ist. Und dann koche ich jeden Tag was Kleines. Ich muss ja auch noch etwas essen und die Hunde versorgen. Ich habe zum Glück liebe Schülerinnen die mir helfen und die Spitex schaut regelmässig vorbei.

Wie ist eigentlich die Situation bei Ihnen im Stall. Wieviele Pferde stehen noch auf der Anlage auf dem Hasenberg? 
Momentan 13. Es gehören aber nicht alle mir. Viele gehören Schülern die regelmässig bei mir trainieren.

Was sagen Sie zum Dressureklat in der Schweiz?
Ja da hat es offenbar geklöpft wie ich gehört habe. Ich finde es sehr schade, dass alles so läuft. Die Situation in der Schweizer Dressur macht mich sehr traurig. Wir gehörten immer zu den top 3 Dressurnationen, nun sind wir nirgends mehr.

Warum sind wir denn nirgends mehr?
Wenn in der Schweiz ein Reiter einmal eine S-Dressur geritten hat, so hat er das Gefühl, er  mache jetzt alles richtig und brauche kein Training mehr. Zudem hat er dann das Gefühl, er könne auch Unterricht geben. Den Leuten fehlt der Lernwille. Einmal pro Woche Training nützt überhaupt nichts. Und grad im internationalen Sport sollte man unter ständiger Beobachtung trainieren. Das machen alle internationalen Spitzenreiter so. Auf den Spitzensport muss man sich voll fokussieren und alles dafür geben – das geht nicht einfach so nebenbei. Zudem haben wir schon ein Trainerproblem. Es gibt nur noch wenige sehr gute Trainer – auch weltweit wird das immer weniger.

Beobachten Sie die Schweizer Dressur noch?
Nicht mehr sehr intensiv. Ich habe mir den Grand Prix in Bern angeschaut.

Und? Waren Sie begeistert?
Es geht so.

Und dann muss sich Christine Stückelberger wieder hinlegen. Das Atmen fällt ihr schwer. Gute Besserung!