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Andy Kistler. Der Blog zum CSIO St. Gallen

6. Juni 2016, in Blog

„Der CSIO St. Gallen bedeutete für mich ein sehr intensives Wochenende. Zum einen machte das Wetter immer wieder Kapriolen und zum anderen sorgte der Zwischenfall mit Clooney von Martin Fuchs im Nationenpreis für Aufregung. Beim Rausreiten aus dem Parcours werden die Pferde von den Tierärzten untersucht, es werden Gamaschen kontrolliert und das Pferd genau angeschaut. Da hatte Clooney auf der Seite einen kleinen Kratzer gehabt. Leider kann so etwas passieren und leider passierte es uns gerade im Nationenpreis. Der sogenannte Artikel 242 der FEI Jumping Rules besagt, dass die Pferde für diese Prüfung disqualifiziert werden müssen. Der Schwede Rolf Göran Bengtsson war übrigens auch von dieser Regel betroffen.

Für mich wäre Martins Fall nie ein Grund zur Disqualifikation gewesen. Ich wäre eher für eine gelbe Karte und zwei gelbe Karten geben eine rote Karte. Dieses Vorkommnis war einfach sehr schade, weil Martin war der erste Reiter im Nationenpreis fürs Schweizer Team. Ich musste sofort auf die Jury und Steve’s ersten Ritt konnte ich nur so halb von der Jury aus sehen. Nach der ersten Runde trafen wir uns im Stallzelt und redeten kurz über den Vorfall und schauten dann vorwärts auf die 2. Runde, da ja noch alles möglich war. Es waren alles gute Runden aber leider hatte jedes Paar einen Fehler zu verzeichnen, sodass dann nur noch der 6. Schlussrang resultierte. Anschließen ging das ganze Team zur Pressekonferenz, das gehört halt einfach auch dazu. Vor allem Martin wurde gefragt und er hat das wie das ganze Team als Einheit sehr gut gemacht.

Er erklärte der Presse, dass dies die Regel sei und dass er dies so akzeptiere. Er blieb sachlich und machte niemandem einen Vorwurf. Es hat ihn am meisten getroffen, weil er mithelfen wollte ein super Teamresultat zu erreichen.

Am Samstag sind wir super in den Tag gestartet. Vor allem Paul Estermann hatte einen super Lauf. Er gewann beide Prüfungen des Tages. Während der Ritte unseres Teams stehe ich immer am Eingang zur Arena. Nervös? Nein, nervös bin ich nicht. Angespannt vielleicht. Ich wünsche ja unseren Reitern nur das Beste. Beim Reinreiten sage ich meist nichts zu den Reitern. Sie sind meist so fokussiert, dass dies nur stören würde.

Beim Rausreiten – je nach Resultat und Reiter – sage ich manchmal was. Vor allem wenn einer Null geht, da ist es ganz einfach. Hat aber einer drei Stangen unten, sage ich in diesem Moment lieber nichts….

Am Samstagabend besuchte das geschlossene Schweizer Team die Party „Jump to Rio“ – einen Anlass für Sponsoren und Gäste.

Der Sonntag war der Tag des Grand Prix. Immer wieder schaute ich zum Himmel, damit wir einen möglichst fairen Grand Prix zum Abschluss erleben und auch die sehr zahlreichen Fans und Besucher einen wunderschönen Tag erleben.

Das Organisations-Komitee unter der Leitung von Nayla Stössel und Urs Schiendorfer hat alles Mögliche gemacht für einen tollen CSIO 2016. Auch in den Boden wurde wieder viel investiert. Aber dieses Jahr ist das Wetter schon so lange schlecht – Lummen musste gar abgesagt werden und in La Baule war der Boden sehr tief.

Auch im Grossen Preis zeigten die Pferde, die wir im besonderen Fokus haben, Top-Leistungen. Mit Janika und Bonne Chance haben wir im GP dann doch noch ein Schweizer Paar auf dem Podest gesehen. Drei Schweizer Paare waren in der Siegerrunde und Paul Estermann wurde als Bester Reiter des gesamten Turnieres ausgezeichnet. Wir sind auf Plan auf unserem Weg an die Olympischen Spiele in Rio.

Am Sonntag nach der letzten grossen Prüfung traf sich das ganze Team zusammen mit mir, dem Technischen Coach Thomas Fuchs und Tierarzt Thomas Wagner zur Besprechung. Wir haben Bilanz gezogen und das Turnier in St. Gallen besprochen. Wir haben offen, klar und konstruktiv miteinander geredet, was für einen guten Teamspirit auch die Basis ist.

In drei Wochen geht die gleiche Nationenpreismannschaft wie in St. Gallen nach Rotterdam. Das ist die zweite zählende Station für die Schweiz. Nach dem missglückten Start liegen wir zurück. Im Team werden also sein: Janika Sprunger, Martin Fuchs, Steve Guerdat, Paul Estermann und Romain Duguet“.