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Barbara Bertschinger – der Brief aus Übersee: „Tornadowarnung in Wellington!“

12. Februar 2016, in Blog, Dressur

Wer träumt nicht davon, mal in Wellington, dem Mekka der Reitsportszene drei Monate trainieren und Turniere reiten zu dürfen. Bei Sonnenschein und unter den Palmen – da schlägt jedes Reiterherz höher. Die Schweizer Dressurreiterin und Besitzerin des Gestütes Sonnenberg – Barbara Bertschinger – erfüllt sich diesen Traum zu zweiten Mal. Mit vier Pferden reiste sie anfangs Jahr in die USA und blogt nun in regelmässigen Abständen für pferdonline. Hier kommt der zweite Blog aus Wellington! 

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„Die Zeit vergeht wie im Flug! Vor einem Monat bin ich hier in Wellington angekommen!
Wellington, nicht zu verwechseln mit Wellington, Neuseeland, ist ca 1 gute Auto Stunde weit von Miami und eine halbe Stunde von Palm Beach entfernt. Palm Beach liegt am Meer und ist berühmt für seine Worth Avenue mit vielen teuren Geschäften, in denen man nach Lust und Laune shoppen kann. In Wellington gibt es den wohl bekanntesten Polo Club. Hier im IPC wird jeden Sonntag Polo gespielt und es gehört zum Höhepunkt der Woche,sich neben den hochstehenden Polomatches die auch zum Teil sehr speziell herausgeputzten Zuschauer anzusehen.

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Jeweils von Mittwoch bis Sonntag finden im grossen Springstadion, das um einiges grösser ist als das Dressurstadion, zahlreiche internationale und nationale Springturniere statt. Dazwischen liegen die Pferdefarmen und die ganze Infrastruktur für den Pferdesport. Es hat hier alles, was das Reiterherz begehrt. Reitsportgeschäfte, Futterlieferanten, Physiotherapeuten, Tierärzte etc
Die Pferdeszene trifft sich einmal pro Woche um „Amerikas Equestrian got Talent“ zu küren. Eine Talent Show, ähnlich wie Voice of Switzerland mit sehr prominenten Persönlichkeiten aus der Pferdewelt, wie George Morris, oder Doda De Miranda, die als Richter fungieren. Das Fazit dieser unterhaltsamen Abende, die Pferdeleute können definitiv mehr als nur reiten!

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Leider hat das Wetter bis jetzt einige Kapriolen geschlagen. Dank dem Phänomen El Niño hatten wir hier inzwischen alles, von Dauerregen, über Sturm bis zur Tornado Warnung. Und dies war ein sehr unheimliches Erlebnis. Die Wettervorhersage sah für diesen Tag ein starkes Gewitter voraus. Nachdem ich mit dem Reiten meiner Pferde fertig war, bekam ich plötzlich auf meinem Handy einen merkwürdigen Alarmton zusammen mit einer Meldung, dass in der nächsten halben Stunde hier in der Umgebung ein Tornado stattfinden könnte. Dazu stand, man solle sich in Sicherheit bringen. Nur wohin, das wusste ich auch nicht. Es gibt hier nämlich kein Haus, das einen Keller hat. Ich überlegte mir also, dass ich mit meinen Wertsachen und dem Hund am besten in mein Auto sitzen sollte. Auf meine nervöse Anfrage bei meiner amerikanischen Nachbarin, meine diese, am besten man setze sich in einen Schrank und ziehe sich eine Decke über den Kopf, damit man nicht von Glassplittern getroffen werde! So weit so gut!Die grosse Sorge galt aber natürlich meinen Pferden!

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Im Stall herrschte eine grosse Hektik. Das Problem war, dass ein Teil der Pferde in Stallzelten untergebracht waren. Also wurden diese eiligst in die Stallgänge der festen Stallungen gebracht, wo sich zum Glück meine Pferde befinden. Schlussendlich ist der Tornado dann doch nicht eingetroffen, es war einfach ein starker Sturm.

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Ein Turnier musste sogar infolge des starken Regens abgesagt werden.

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Meinen Grand Prix bin ich dann bei Sonnenschein, aber im Sturmwind geritten. Die Anweisungen meines Trainers während des Abreitens waren wegen des starken Windes nicht zu hören, obwohl wir über ein Mikrophon kommunizieren. Der gute Rubi liess sich davon nicht irritieren! Es ist unbeirrt seinen Weg im Dressurviereck gegangen und hat mich in einem starken Teilnehmerfeld mit internationalen Reitern und Richtern auf mein bestes Resultat bisher im Grand Prix gebracht.
Ich konnte es kaum glauben. Am nächsten Wochenende konnten wir uns sogar noch mit einem einen Sieg in der Kür steigern! Die Freude in meinem Team war riesig! In einer Woche wird unser erster Start im internationalen Grand Prix sein!“

Text und Fotos: Barbara Bertschinger