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Adelinde Cornelissen – das Exklusiv-Interview zum Unfall!

20. November 2014, in Aktuell, Dressur

pferdonline: Völlig überraschend erfuhr man am Mittwoch von einem Unfall, den Sie im Oktober gehabt haben sollen. Was war passiert?
Adelinde Cornelissen: Ich bin am Montag, bevor es für mich zum Turnier nach Lyon losging, von einem meiner jungen Pferde geflogen. Ich bin auf meine Füße gefallen – es sah also erst nicht mal so schlimm aus. Aber mein Bein fühlte sich irgendwie zusammengeschoben an. Allerdings konnte ich sofort weiterlaufen, also dachte ich, es würde schon alles gut werden.

Letztendlich war es ein Bruch. Wie kam das dann heraus?
Ich habe mich dann ein wenig hingesetzt, um eine Tasse Tee zu trinken. Als ich dann wieder aufstehen wollte, war ich ganz erschrocken, denn ich konnte auf einmal nicht mehr auf meinem rechten Bein stehen. Am Montagnachmittag bin ich dann gleich noch ins Krankenhaus gefahren. Nur für den Fall des Falles. Der Plan war ja, dass wir Dienstagmorgen nach Lyon aufbrechen wollten. Alles war schon bereit und gepackt! Im Krankenhaus wurde dann diagnostiziert, dass mein Wadenbein-Gelenk herausgesprungen sei und ich zudem eine Fraktur hätte.Die Ärzte verordneten sechs Wochen lang kein Reiten!

Sie sind aber dennoch in Lyon an den Start gefahren und geritten – und haben gewonnen!
Naja, innerlich hatte ich den festen Plan, nach Lyon zu reisen und dort zu reiten. Die Schmerzen waren nun nicht soooo schlimm und alles bereit zur Abfahrt. Also dachte ich mir, dass ich ja schließlich noch zwei Tage bis zum Beginn des Wettkampfes hätte. Bis dahin hätte ich viel Zeit für Schmerzmittel und Kühlen…

Am Dienstagmorgen, bevor es nach Lyon ging, probierte ich, ob ich auf einem Pferd sitzen könnte. Ich konnte, aber nicht mal in den Steigbügel habe ich meinen Fuß reingebracht. Aber dennoch kam bei mir die sturköpfige, zielstrebige und gib-niemals-auf Mentalität in mir durch: Ich bestand darauf, dass ich es versuchen und in Lyon reiten will. Naja, am Ende hat das ja auch gar nicht so schlecht funktioniert… (lacht)

Und wie ging es weiter?
Als ich nach Hause kam und keine Schmerzmittel mehr einnahm, war mein Bein natürlich total geschwollen und schmerzte sehr. Ich bin dann nocheinmal ins Krankenhaus gefahren und der Arzt sagte mir nun ausdrücklich, dass ich wirklich eine Pause einlegen müsse. Es sei nun mal eine Fraktur. Wenn ich sie nicht gründlich heilen ließe, würde es möglicherweise schlimmer werden oder mich sogar den Rest meines Lebens beeinflussen und quälen. In diesem Moment habe ich mich dann entschlossen, es einfach mal ruhig angehen zu lassen. Doch nach zwei Tagen – mit dem Bein auf einem Stuhl hochgelegt – war mir schon wieder langweilig. Ich bin zum Physiotherapeuten gegangen und habe ein Tape bekommen. Und damit begann ich wieder ein wenig zu reiten. Aber ich war nun wirklich sehr, sehr vorsichtig!

Wie sieht die jetzige Situation aus? Die Weltcup-Qualifikation in Stockholm haben Sie schon mal abgesagt.
Ich kann auf dem Pferd sitzen und mein rechtes Bein bewegen, aber ich kann es nicht wirklich zum Reiten benutzen. Auf Jerich Parzival fühlt sich das ganz ok an, aber es ist einfach nicht die richtige Vorbereitung für eine Weltcp-Quali. Es wäre auch einfach für Parzival nicht fair, nach Stockholm zu reisen. Er ist in solch toller Form und ich könnte ihn nicht wirklich gut unterstützen und ihm die richtigen Hilfen geben. Parzival würde so nicht die Noten bekommen, die er verdient. Ich hasse es zwar abzusagen (vor allem, weil ich Stockholm als Turnier und für sein Publikum sehr gern habe!!), aber in diesem Fall ergibt es einfach keinen Sinn. Mein Kopf sagt mir, dass es das richtige ist: Man kann einfach nicht zu einem Turnier gehen, wenn man nicht selbst Spitzenleistungen bringt. Das ist schließlich der Grund, warum man teilnimmt. Und die bringe ich momentan nicht, so schwer es für mich auch war, mir das einzugestehen…

Wie geht´s jetzt weiter? Wissen Sie schon, wann es wieder aufs nächste Turnier geht?
Das Positive ist momentan, dass die Hälfte der Ruhezeit schon vorbei sein dürfte. In drei Wochen sollte der Knochen hoffentlich geheilt sein. Und dann geht es mit dem Training wieder in gewohnter Weise weiter! Ich freue mich darauf schon sehr!!! Auch darauf, all die anderen Reiter und Zuschauer wieder auf den Turnieren zu sehen!

Interview: Alexandra Koch