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Warum der Rücktritt? Das exklusive Interview mit Christian Pläge.

20. Mai 2014, in Aktuell, Dressur

Ende letzte Woche kam es zum grossen Eklat. Der Equipenchef Jean Michel D’Arcis und der Sportchef Dressur Christian Pläge reichten beim Verband ihre sofortige Demission ein. Hintergrund ist eine Meinungsverschiedenheit mit Disziplinenchef Martin Walther.

Am Freitag hielt sich der bekannte Dressurausbildner Christian Pläge noch bedeckt. Er war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Nun hatte pferdonline.ch die Möglichkeit mit Christian Pläge zu sprechen.

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Sportchef Pläge, Disziplinenchef Walther und Kaderchef D’Arcis.

pferdonline: Herr Pläge, mögen Sie über Ihren Rücktritt reden?
Christian Pläge: Wenn sie mich so nett fragen, kann ich Ihnen gerne ein paar Fragen beantworten.

Warum treten sie zurück?
Ich bin ein Mensch der Praxis. Funktionärsdenken ist mir fremd, ich bin mich das nicht gewohnt. Ich bin rein praktisch veranlagt, meine Position sehe ich im Ausbilden von Pferd und Reiter. Meine Aufgabe ist es, langfristig für eine gute Substanz für den Schweizer Dressursport zu sorgen. Die Möglichkeiten für die Reiter müssen grösser werden, nicht kleiner.

Worum geht es denn genau? Für Aussenstehende ist die Situation schwer nachvollziehbar.
Es geht um Entscheidungen, die ich aus Reitersicht nicht akzeptieren kann. Meiner Meinung nach wurde der letzte Entscheid – von wem auch immer – ganz klar falsch getroffen.

Es geht um Startplätze in  Aachen?
Die Schweiz ist dieses Jahr als Gastland in Aachen eingeladen. Verstehen Sie, eine Einladung in Aachen zu bekommen ist fast wie eine Qualifikation für die Weltmeisterschaften! Das ist wahnsinnig schwierig da überhaupt einen Fuss in die Tür zu bekommen. Nun hätten wir die Möglichkeit gehabt in der CDI Tour zwei Reiter zu nominieren. Die Startmöglichkeit für Marcela Krinke in der grossen Tour steht da ausser Frage. Also hätten wir zwei Reiter zusätzlich nominieren dürfen. Und dann wird dies von gewissen Leuten verhindert. Wir hätten keine negativen Folgen zu befürchten gehabt. Wir hätten zwei routinierte Paare geschickt. Es gibt kein vernünftiges Argument dies nicht zu tun, denn nächstes Jahr sind in Aachen die Europameisterschaften, da wollen wir ja wieder dabei sein.

Wen hätten Sie denn gerne nach Aachen geschickt?
Melanie Hofmann, weil sie dies aufgrund ihrer guten Leistungen verdient hätte und Hans Staub, der mit Warbeau ein sehr schwieriges Pferd hat und dies überragend reitet.

Es könnte Ihnen ja auch vorgeworfen werden, sie hätten ihre Frau Birgit Wientzek Pläge mit For Compliment schicken wollen.
Nein es geht überhaupt nicht um meine Frau. Wir wollten zwei routinierte Paare schicken. Es ist wichtig, dass die Schweiz im Dressursport wieder präsent ist an solch wichtigen Anlässen.

War ihr Rücktritt ein spontaner Entscheid?
Nein, es waren einige Punkte, die mich schon länger gestört haben. Dieses Thema Aachen war dann vielleicht noch das Zünglein an der Waage.

Ihr Rücktritt kommt zu einem sehr ungünstigen Moment. Wir sind im Fahrplan in Richtung Weltreiterspiele.
Ja und dieser Fahrplan wird hoffentlich auch so weitergeführt. Diesen Fahrplan kann man auch nicht einfach so über den Haufen werfen. Schlussendlich geht es um die Reiter, um die Pferde und um unser Land.

Hand aufs Herz. Ist der Job als Sportchef undankbar?
Meine Position ist die Reitersicht. Und so lange alles so läuft, ist der Job nicht undankbar. Ich versuchte immer allen Reitern gleich gerecht zu werden. Ich versuchte mich immer neutral zu verhalten. Wenn einem andere Leute einfach so, mir nichts, dir nichts und ohne Argumente Steine in den Weg legen, dann wird der Job sehr schwierig. Vielleicht kann ich in zwei drei Wochen umfangreichere Statements abgeben. Momentan ist die Situation noch sehr emotional.

(Interview: Gina Kern)