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Schweizer Dressur schaut vorwärts – zwei offene Posten neu besetzt!

22. Mai 2015, in Aktuell, Dressur, Reitsport

Der Chef Sport wird neu Disziplinenleiter Dressur! Banker und Familienvater Martin Wyss (45) wird ab sofort die Leitung der Schweizer Dressur in den Händen haben. Und Frauenpower kommt aus dem Welschland: Die Grand Prix Richterin Genevieve Pfister (grosses Bild) wird neu Kaderchefin der Elite. Sie wird voraussichtlich in der Schweiz keine GPs mehr richten und in den Ausstand treten. 

Just vor einem Jahr knallte es in der Schweizer Dressurszene. Zwei Rücktritte an einem Tag, schlimmer konnte es nicht mehr werden. Elitekadertrainer Jean Michel D’Arcis und Sportchef Christian Pläge schmissen den Bettel hin, sie konnten und wollten nicht länger mit dem Chef Dressur Martin Walther zusammenarbeiten (pferdonline berichtete). Und dann kam es im August zu einem weiteren Streit zwischen Verantwortlichen und Reitern, weil die Schweizer Meisterschaft Dressur nur wenige Tage nach den Weltreiterspielen in Frankreich stattfanden. Teamleaderin Marcela Krinke Susmelj reagierte öffentlich und legte ihre Argumente dar, warum sie nicht zu einer Ehrung in Humlikon erscheinen werde. Daraufhin schmiss auch der Chef Dressur, Martin Walther den Bettel hin. Rücktritt. Nun kommt frischer Wind. Die Schweizer Dressurszene schaut vorwärts. Und Frauenpower kommt aus Genf!

Martin Wyss
Voller Tatendrang – der neue Disziplinenleiter Dressur Martin Wyss.

Martin Wyss ist seit Juli letzten Jahres im Leitungsteam Dressur. Der bisherige Sportchef  übernimmt neu den Posten des Disziplinenleiters. Pferdonline konnte sich mit ihm unterhalten.

Herr Wyss, Sie sind Banker und Familienvater, nun auch noch Disziplinenleiter Dressur. Haben Sie noch zu viel Freizeit?
Martin Wyss:  Nein, das überhaupt nicht. Aber ich erlebe die Zusammenarbeit innerhalb unseres Leitungsteams, mit den Kadern, Pferdebesitzern, Sponsoren, Trainern, Veranstaltern, Offiziellen, Mitarbeitenden des Verbands sowie den Mitgliederverbänden, Medienvertretern und weiteren Interessengruppen rund um den Pferdesport als sehr konstruktiv. Zusammen mit vielversprechenden Reiterpaaren sind dies beste Voraussetzungen, dass wir es als Nation innerhalb der nächsten 5 Jahre zurück in die Top 7 schaffen. Ich habe viel Spass daran und bin voll motiviert für einen tollen Schweizer Dressursport mitzuarbeiten. Darum habe ich zum Disziplinenleiter Ja gesagt. 

Sie übernehmen  das Amt des Disziplinleiters vom Vorstandsmitglied Peter Christen, der die Disziplin ad interim geleitet hat. Was kommt nun neu als Aufgabe für Sie hinzu? 
Ich werde verstärkt Aufgaben innerhalb des Leitungsteams koordinieren. Einige Aufgaben habe ich bereits als Sportchef ausgeführt. Dazu gehört sicher auch die Kommunikation mit Reitern, Organisatoren und Verantwortlichen. 

Die Genferin Genevieve Pfister wird Kaderverantworliche. Stand Frauenpower im Vordergrund? 
Dass Sie eine Frau ist ist mit Sicherheit zu begrüssen. Auch, dass sie eine Welsche Vertreterin ist. Für uns ist Genevieve Pfister eine kompetente Person, die Spass und Zeit findet sich dieser Aufgabe zu widmen. Wir haben uns bei der Suche sehr viel Zeit gelassen und hoffen nun, dass sich das gelohnt hat. Seit 2006 richtet Genevieve Pfister bis auf Grand-Prix-Niveau. Auch ist sie als Offizielle Concours Complet Internationale FEI-Richterin für Drei- und Viersternwettkämpfe sowie internationale Para-Equestrian-Dressage-Prüfungen bis Dreistern. Die diplomierte Bereiterin ritt selber auch nationale Prüfungen der Disziplinen Dressur, Springen und Concours Complet im In- und Ausland. Sie ist dank ihrer mehrjährigen und disziplinübergreifenden Richtertätigkeit zudem mit den verbandsinternen Abläufen bestens vertraut.

Kommt des nicht zu Problemen, wenn eine Grand Prix Richterin ihre eigenen Kadermitglieder richtet? 
Genevieve Pfister wird voraussichtlich keine Grand Prix Prüfungen mehr richten in der Schweiz, so lange sie ihr Amt als Kaderverantworliche wahrnimmt. Dies habe ich so mit ihr besprochen. 

Der durch diese interne Rochade freiwerdende Posten des Chefs Sport wird demnächst ausgeschrieben.

Geneviève Pfister wird die folgenden sechs Schweizer Dressurreiterinnen bereits an das Sichtungsturnier vom 3. bis 7. Juni 2015 nach Compiègne (FRA) begleiten:
Anna-Mengia Aerne, Hombrechtikon ZH, Raffaelo va bene
Caroline Häcki, Obfelden ZH, Rigoletto Royal CH
Antonella Joannou, Genf GE, Dandy de la Roche CMF CH
Josephine Rosen, Kastanienbaum LU, Crescendo VII
Patricia Schärli, Grabs SG, Cappucino XIV
Birgit Wientzek Pläge, Balm b. Günsberg SO, For Compliment

Weiter zur Schweizer Longlist gehört Marcela Krinke Susmelj, Ebikon LU. Sie geht am selben Wochenende, an dem Compiègne stattfindet, mit Smeyers Molberg in Achleiten (AUT) an den Start. Ebenso ist auch Melanie Hofmann, Willadingen BE, mit GB Cazzago C CH eine EM-Kandidatin. Es wurde entschieden, den oben genannten sechs Paaren, welche alle weniger internationalen Leistungsausweis vorzuweisen haben, die sechs zur Verfügung stehenden Plätze zuzuweisen.

Weiteres Selektionsturnier
Diese Woche hat die Schweizer Dressurelite die Einladung für das offizielle internationale Dressurturnier in Hagen (GER) vom 9. bis 12. Juli 2015 erhalten. Dieser Anlass wird ebenfalls als Selektionsevent genutzt. Kurz nach Hagen wird dann die Selektion für die Europameisterschaft von Ende August in Aachen (GER) bekannt gegeben.

Interview: Gina Kern
Beitragsbild: Valeria Streun (zeigt die neue Kaderchefin Genevieve Pfister)