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Mein Pferd. Jerich Parzival – Adelinde Cornelissen.

30. Oktober 2014, in Aktuell, Mein Pferd

Adelinde Cornelissen und ihr Parzival. Beim CDI-Weltcup in Lyon war der „alte Hase“ der Dressur noch immer unschlagbar. Hier spricht die Holländerin über „Mein Pferd“ – exklusiv auf pferdonline. 

„Parzival ist mein Freund, mein Kumpel, mein Partner. Ich liebe ihn so sehr! Er ist für mich einfach etwas ganz Besonderes – und das nicht nur, weil er so gut ist, sondern vor allem, weil wir viel zusammen durchgemacht haben. Das meiste davon hatte mit seinem außergewöhnlichen Charakter zu tun.

Er kann nicht sprechen, aber er macht einem ganz genau klar, was er möchte. Wenn man beispielsweise eine harte Bürste nimmt, wird er das lieben und genießen – und natürlich darf man nicht damit aufhören! Wenn man aber eine weiche Bürste nimmt, wird er sofort anfangen auszuschlagen und zu beißen. Er mag weiche Bürsten einfach nicht. Aber sobald man wieder eine harte Bürste in der Hand hat, gehen seine Ohren sofort nach vorn und er genießt das Putzen wieder.

Ähnliches läuft ab, wenn er etwas gern frisst – oder eben nicht. Es hat fünf Jahre gedauert, bis er einen Apfel und Karotten gefressen hat. Und Zucker war ebenfalls ein absolutes No-Go! Und nun hat er vor vier Monaten begonnen, Zucker zu fressen – und liebt den jetzt so sehr, dass er ihn immer und überall möchte und solange danach sucht, bis er ihn gefunden hat.

Als Parzival zu Beginn seiner Karriere für Fotografen interessant wurde, gab es eine weitere Herausforderung. I erinnere mich noch an das erste Mal, dass der Fotograf Arnd Bronkhorst Bilder machen wollte und bei uns vorbei kam… Er wollte ein Bild von Parzival nicht unterm Sattel, sondern einfach am Halfter stehend. Dann musste er aufgrund der Lichtbedingungen auch noch Blitzlicht anwenden – und uups… Ich musste wirklich ganz schnell sein, weil Parzival mindestens so schnell war wie das Blitzlicht beim Wegrennen!

Mittlerweile liebt er es aber vor Kameras zu posieren. Er weiß einfach, dass sie ihn anhimmeln.

Es ist für mich ziemlich unglaublich, wie sehr sich Parzival verändert hat und wie viel er mittlerweile gelernt hat. Ich meine dabei nicht nur unter dem Sattel beim Reiten und im Viereck, sondern vor allem charakterlich. Jetzt ist er ja 17 Jahre alt und das scheint ihn wirklich weiser zu machen. Früher machte ihn alles verrückt und scheuen stand an der Tagesordnung. Wenn jemand hinter einer Ecke genießt hätte, wäre ich ans andere Ende des Vierecks geflogen! Und jetzt tritt er ganz stolz in die größten Stadien der Welt und genießt all die Aufmerksamkeit, welche die Menge ihm zuteilwerden lässt. Er liebt die Menschenmassen mittlerweile einfach! Das ist doch erstaunlich – was für eine Entwicklung!

Dieses Pferd hat definitiv mein Leben verändert – und für mich ist er einfach einzigartig. Ich denke, nicht nur für mich…!“

Jerich Parzival NOP (17 jähriger KWPN Wallach von Jazz) begann seine internationale Karriere 2004 – noch als Hengst. Der große Durchbruch folgte 2008, als das Paar Adelinde Cornelissen/Parzival die Niederländischen Meisterschaften gewann. 2009 gab es Gold mit der Mannschaft sowie im Grand Prix Special und Silber in der Kür bei den Europameisterschaften in Windsor. 2010 folgte Gold mit der Mannschaft bei den Weltreiterspielen in Kentucky. 2011 waren Cornelissen/Parzival das dominierende Paar bei den Europameisterschaften in Rotterdam: Gold im GPS und in der Kür, Bronze mit der Mannschaft. Bei den Olympischen Spielen 2012 kamen Silber in der Einzelwertung und Bronze mit der Mannschaft hinzu. Mit Silber (Mannschaft) und zwei Einzel-Bronzemedaillen kehrte Parzival aus Herning von den Europameisterschaften 2013 heim. In der Normandie bei den Weltreiterspielen 2014 gab es zwei Mal Bronze (Mannschaft und Kür) für eines der Top-Paare der vergangenen Jahre.

 

Text: Alexandra Koch
Bild: FEI – WM in Caen zweimal Bronze für Parzival!