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Aachen-Vielseitigkeit: Felix Vogg mit Onfire super zufrieden

20. Juli 2014, in Aktuell

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An Deutschland kam bei diesem Councours Complet niemand vorbei. Felix Vogg wurde guter 12. Die Form für die WEG stimmt!

Vom allerersten Dressur-Start bis zum letzten Geländeritt stand die Vielseitigkeit unter schwarz-rot-goldenem Zeichen. Nicht erst als der frisch gebackene Fußball-Weltmeister Thomas Müller mit seiner Ehefrau Lisa am Finaltag der Buschreiter in der Aachener Soers aufschlug, sprang der Erfolgsfunke vom Bayern-München-Star auf die Mannschaft von Chris Bartle und Hans Melzer über. Schon in der Dressur hatte Sandra Auffarth – die sich am Ende den Einzeltitel sicherte – dominiert. Die deutsche Equipe – bestehend aus Auffarth mit Opgun Louvo, Michael Jung mit La Biosthetique Sam, Dirk Schrade mit Hop and Skip und Peter Thomsen mit Horseware’s Barny – holte schließlich das Maximum des Machbaren, verbuchte lediglich 129 Minuspunkten, setzte sich damit deutlich vor Großbritannien (152,4) und Frankreich (137,4) und gewann den siebten Titel in Aachen. Zusätzlich holten Auffarths Teamkolleginnen Ingrid Klimke (die nicht in der Mannschaftswertung war) und Michael Jung in der Einzelwertung die Plätze zwei und drei. Ebenfalls stark: Großbritannien hatte mit Isabelle (Izzy) Taylor, William Fox-Pitt und Piggy French gleich drei Reiter unter den ersten 13. Lediglich Zara Phillips, 2006 Weltmeisterin in der Soers, musste sich mit Platz 25 begnügen. Dem jungen starken Team aus Frankreich wird eine große Zukunft prophezeit.

Der beste (und einzige) Schweizer Reiter war Felix Vogg. Der 24-Jährige, der für die Weltreiterspiele bereits nominiert ist, hatte seinen zwölfjährigen Wallach Onfire gesattelt und war mit einem elften Platz in der Dressur gestartet. Im Parcours im Hauptstadion verbuchte der junge Mann, der seit November beim deutschen Spitzenreiter Dirk Schrade beschäftigt ist, anschließend einen Abwurf. Auf der Geländestrecke kam er nach 7:26 Minuten ins Ziel. Bedeutete im Gesamtklassement Rang zwölf. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte der in Sprockhöve (Westfalen) lebende Schweizer. Auf der Cross-Country-Strecke hatte Vogg keinen Fehler, blieb lediglich hinter der Zeitvorgabe. „Ich hatte nicht die richtigen Stollen eingeschlagen, wollte nicht ins Rutschen geraten und habe deshalb eine längere Alternativ-Strecke gewählt“, berichtete Vogg, der im vergangene Jahr auf Rang 20 gelandet war. Mit der richtigen Präparierung wäre sicherlich noch mehr drin gewesen. Laut seines ehemaligen Chefs Michael Jung sei die Zeit machbar gewesen.“Man muss die Pferde zwischen den Sprüngen gut galoppieren lassen. Es war schwierig, aber zu schaffen.“
Nur drei Reiter waren bei der abschließenden Prüfung in der Aachener Soers auf der 3.990 Meter langen Strecke fehlerfrei in der vorgegebenen Zeit von sieben Minuten geblieben. Alle drei kamen aus Deutschland. Doppel-Olympiasieger Michael Jung aus Horb schaffte das Kunststück als erster Reiter in 6:57 Minuten. Damit schob sich der 31-Jährige auf seinem 14-jährigen Baden-Württemberger La Biosthetique-Sam FBW noch vom bis dato fünften auf den dritten Rang vor. Noch etwas schneller war anschließend Ingrid Klimke. Unter dem Jubel der unzähligen Besucher im Gelände ritt sie nach 6:53 Minuten durch das finale DHL-Ziel im Hauptstadion ein – Rang zwei. Noch eine Sekunde schneller war Sandra Auffarth. Die 27-Jährige aus Ganderkesee und ihr zwölfjähriger Fuchswallach komplettierten damit ihren Start-Ziel-Sieg mit der schnellsten Zeit von 6:52 Minuten.
Der Triumph für das 58-Kilo-Leichtgewicht war zugleich eine kleine Revanche. Im vergangenen Jahr war sie ebenfalls schon mit großartigen Leistungen in Aachen unterwegs gewesen. Am Ende hatte ihr eine einzige Sekunde zum Sieg gefehlt, den der Australier Christopher Burton auch 2014 gern verteidigt hätte, aber im Gelände schließlich aufgeben musste. Aber auch mit einem fehlerfreien Ritt hätte der 32-Jährige aus Down Under die Amazone nicht bezwingen können. Die Deutsche blieb ohne Fehler. Nach der Niederlage 2013 eine Genugtuung? „Ehrlich gesagt ja“, gestand Auffarth, die stolz auf ir französisches Pferd „Wolle“ war. Selbst die 40-Grad-Hitze im Soerser Kessel konnte dem Paar nichts anhaben. „Wir hatten zum Glück viel Fahrtwind bei dem heißen Wetter, das war erfrischend“, berichtete sie nach ihrem CHIO-Premierensieg. „Die Stimmung war gut. Es hat wirklich Spaß gemacht. Ich bin sehr konzentriert geritten und schnell vorangekommen. Die Bedingungen waren viel besser als letztes Jahr, als es sehr nass war“, sagte die Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele von London.
Ein kleines Missgeschick war Auffarth im Übrigen zu Beginn der Prüfung unterlaufen. „Ich hatte vergessen meine Uhr zu stellen als ich losgeritten bin, also wusste ich erst auf der Ziellinie, wie schnell ich eigentlich war und konnte mich etwas entspannen, Zeit lassen und richtig genießen.“ Opgun Louvo sei geschickt gelaufen. „Ich kann mich total auf ihn verlassen und habe viel Vertrauen in ihn.“

Nach dem tragischen Tod des deutschen Bundeskader-Reiters Benjamin Winter bei den Deutschen Meisterschaften in Lumühlen im Juni stand die Vielseitigkeit diesmal unter besonderer Beobachtung. Das hatte auch auf der Cross-Country-Strecke in Aachen – kreiert im modernen CIC-Format von Rüdiger Schwarz – Auswirkungen. Nach einem harmlosen Sturz der Irin Jayne Doherty wurde das betreffende Hindernis 18 – ein Buschoxer – kurzerhand gestrichen.

Text und Bild: Daniel Kaiser.