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Rio 2016 – kann das Zika-Virus auch unsere Pferde befallen? Ein ETH-Professor gibt Entwarnung und doch bereiten sich alle auf ein Szenario vor

8. Februar 2016, in Aktuell, Medizin, Newsticker, Reportagen

Im Sommer finden in Rio die Olympischen Spiele statt. Ist der Zika-Virus auch eine Gefährdung für die Pferde? Der Virus sorgt auch in Pferdesportkreisen für grosse Verunsicherung. ETH-Professor Peter Lüthy gibt Entwarnung und trotzdem bereiten sich alle auf ein Worst-Case-Szenario vor.

Der sogenannte Zika-Virus beschäftigt aktuell die Welt. Und natürlich auch alle Pferdesportler. Ist der Virus auch auf die Pferde übertragbar? „Bisher haben wir noch keine Hinweise darauf“, sagt der Vorsitzende der Veterinärskommission, Marco Hermann. Noch nicht. Denn die gesamte Rio-Expedition sei noch in den Kinderschuhen. Zwar musste der Verband bis Ende Jahr sämtliche Futtermittel, Zusätze und die gesamte tierärztliche Ausrüstung dem Veranstalter angeben, doch dies sei schon vor dem Zika-Virus so gehandhabt worden. „Vielleicht wird die Brasilianische Regierung nun noch strikter sein was die Bestimmungen betrifft. Das ist ja auch nicht schlecht. Und oft wird nicht alles so heiss gegessen wie es gekocht wird“, so Hermann weiter. Schliesslich ist der Zika-Viurs schon 1947 nachgewiesen worden und einen Befall von Equiden wurde bisher noch nie beschrieben.

Sportmanagerin Eveline Niklaus vom Schweizerischen Verband für Pferdesport ist Chefin der Mission Rio 2016. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Thematik und sagt: „Wir stehen im Kontakt mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Momentan sieht es nicht danach aus, dass das Virus auch auf Pferde oder andere Nutztiere übertragen werden kann“.

Und absolute Entwarnung für unsere Pferde an den Olympischen Spielen gibt dann der ETH-Professor und Mückenexperte Peter Lüthy. Gegenüber pferdonline sagt er: „Eine Übertragung des Zika-Virus auf Pferde lässt sich ausschliessen. Die Viren haben hohe Wirtsspezifität. Das Zika-Virus kann neben dem Menschen auch andere Primaten infizieren. Erstmals wurde das Virus 1947 aus einem Affen isoliert, der aus dem Zika-Waldgebiet bei Entebbe in Uganda stammte.
Das einzige Virus, das Mensch und Pferd als Wirte hat und von Mücken der Gattung Culex übertragen wird, ist das West-Nil-Virus. Das Reservoir für die Viren sind Vögel, insbesondere Krähen. Eine Übertragen zwischen Pferd und Mensch findet nicht statt. Infektionen von Pferden mit dem West- Nil-Virus findet man hie und da auch in Italien“.

Doch wie schaut es für die Reiter aus? Kerstin Warnke ist Chief Medical Officer Olympische Sommerspiele und Leitende Ärztin Sportmedizin am Kantonsspital Luzern. Sie hat für Rio 2016 bereits eine Task-Force gestartet. Im Juni 2012 – direkt vor den Olympischen Spielen in London – hätten sie mit der Ausarbeitung der Themen für Rio begonnen. Dabei natürlich auch das Thema der übertragbaren Viren durch Mücken. „Der Zika-Virus ist nun sehr aktuell in aller Munde, doch eigentlich sind es drei Krankheiten, die durch tagaktive Mücken übertragen werden können“, so Warnke. Zum einen handle es sich um das Chikungunya-Virus, das Denguefieber und eben das Zika-Virus. Alle drei Krankheiten können über dieselbe Mücke übertragen werden. „Eine Impfung ist noch nicht möglich“. Warnke rät den Athleten: „Ich persönlich empfehle ein Mosikitonetz. Swiss Olympic hat sich noch nicht definitiv dafür entschlossen. Ich empfehle es deshalb, da wir nicht wissen, ob die Mücken, die eigentlich tagaktiv sind, nicht auch nachts stechen, wenn sie in einem Raum eingeschlossen sind und den Menschen riechen.“ Die Tropeninstitute und die WHO empfehlen derzeit auch für die tagaktiven Mücken das Mosiktonetz. Und Warnke weiter: „Wir testen momentan ein Insektizid, das Mükorex, das für Menschen absolut ungefährlich ist. Es wurde von vielen getestet und wird von den Tropeninstituten empfohlen. Es wird auf die Kleidung und Mosikitonetze gesprüht, nicht auf die Haut. Auf Kleidung und Netze hält es 6 Wochen, trotz waschen. Ich persönlich habe es in Thailand ausprobiert und es funktioniert super“. Das wichtigste sei – egal welche „Schreckensmeldungen“ noch kommen mögen – das Verhindern gestochen zu werden. Deshalb für alle Athleten: Mückenabweisende Repellents mit dem Wirkstoff DEET oder Icaridin, Kleider mit Mükorex einsprühen und unter dem Moskitonetz schlafen.

Und wie könnten die Pferde bestmöglichst geschützt werden? ETH-Professor Peter Lüthy empfiehlt: „Die Stallwände regelmässig mit einem Pyrethroid-Insektizid z.B. Doom aussprayen. Die Mücken setzen sich in der Regel zuerst an die Wände, bevor sie einen Wirt für die Blutmahlzeit suchen. Die Pferde könnten wahrscheinlich auch mit Anti-Brumm als Mosquito-Repellent eingesprüht werden. Ich weiss aber nicht, ob solche Schutzmassnahmen überhaupt erlaubt sind“.

Fakt ist: Bei 80 Prozent aller Zika-Fälle verläuft der Virus ohne grosse Nebenwirkungen. Es sei eine Art Erkältung für den Athleten. „Die beste Leistung kann mit grosser Garantie nicht abgerufen werden“, so Warnke.

In einem sind sich der SVPS, die Tierärzte und Swiss Olympic einig – bis zu den Olympischen Spielen bleibt noch einiges an Zeit.